1. Mai 2015 – Was geht?

Es ist gerade Anfang April und ich habe mich mal durch meine Linksammlung von Antifa-Blogs etc. geklickt um zu erfahren, was demnächst so los ist.

Saalfeld/Saale

Für den 01.05.2015 organisiert die Nazipartei „Der Dritte Weg“ einen Aufmarsch in Saalfeld/Saale (Thüringen). Als Nachfolgeorganisation der inzwischen verbotenen Gruppe ,,Freies-Netz-Süd“, hat sie 11 Stützpunkte in Bayern. Vorsitzender der Partei ist der ehemalige NPD-Funktionär Klaus Armstroff, der als Vertreter der NPD im Kreistag Bad Dürkheim sitzt und bis vor wenigen Monaten im NPD-Landesvorstand aktiv war.
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Momentan gibt es außer dem Aufruf und ein paar Hintergrundinformationen zu „Der Dritte Weg“ nicht viele Informationen. Es soll aber am 30. April 2015 eine Vorabenddemo stattfinden.

Für weitere Infos:
http://1maislf.blogsport.de/
HASKALA: 1. Mai Saalfeld – Protest gegen geplanten Neonazi-Aufmarsch
Antifa Task Force Jena: 1. Mai Saalfeld – Protest gegen geplanten Neonazi-Aufmarsch
Antifaschistische Koordination Erfurt: Nazis am 1. Mai in Erfurt und Saalfeld stoppen!

Erfurt
Bisher gibt es für Erfurt nur die Ankündigung von der Antifaschistische Koordination Erfurt[1], die sich aber auch auf Saalfeld bezieht. Weitere Ankündigungen o.ä. konnte ich bisher nicht finden. Allerdings soll am 02. Mai 2015 eine Demo von rechten Hooligans in Erfurt stattfinden. Diese wurde zuvor für den 15.03.2015 beworben, dann auf den 04.04.2015 und jetzt auf den 02.05.2015 verschoben. Es bleibt also die Frage, ob die Demo tatsächlich stattfindet oder doch wieder verschoben wird.

Für weitere Infos:
http://platzverweis.noblogs.org/

Dortmund

Von vielen vergessen liegen die Ursprünge des 1.Mai in der US-Amerikanischen Arbeiterbewegung der 1880er Jahre,die entscheidend von anarchistischen Idealen und Forderungen geprägt war.

Als Höhepunkt einer Streikwelle sollte am 01.05.1886 mit einem Generalstreik der Forderung nach dem 8-Stunden Tag Nachdruck verliehen werden. Allein in Chicago folgten 40.000 Arbeiter*innen diesem Aufruf und auch in den folgenden Tagen gingen Tausende auf die Straße, trotzten Streikbrechern, privaten Söldnertruppen der Unternehmer und der Polizei, die am 03.05. vier Arbeiter erschoss. Eine erneute Versammlung am 04.05. auf dem Haymarket versuchte die Polizei (auch mit Schusswaffen) gewaltsam aufzulösen.
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In Dortmund findet, begleitend zum 1. Mai 2015, eine Vortragsreihe statt die sich mit der Geschichte des 1. Mai beschäftigt[2]. Zudem wird dazu aufgerufen im Falle einer Nazi-Demo diese zu blockieren.

Die Demo unter dem Motto »An der Befreiung arbeiten! Die Anarchistische Bewegung vorantreiben!« soll um 18:00 Uhr auf dem Kirchplatz in der Münsterstraße in Dortmund starten.

Für weitere Infos:
http://1maidortmund.noblogs.org

Wuppertal
Das Thema lautet »Für die soziale Revolution! Heraus zum autonomen 1. Mai 2015!« und beschäftigt sich auch mit dem Erhalt des AZ Wuppertal. Der Aufruf ist, wie ich finde, vor allem selbstkritisch gehalten. Nachzulesen hier.

Die Demo in Wuppertal soll um 14:00 Uhr in der Markomannenstraße am AZ Wuppertal starten. Es wird dazu aufgerufen, im Falle einer Nazi-Demo in der Umgebung (vermutlich Essen), diese zu blockieren.

Für weitere Infos:
http://autonomer1mai.noblogs.org/

Bonn
In Bonn wird es eine anarchistische Demo mit anschließendem Straßenfest geben. Die Demo wird von mehreren Gruppen getragen, die demnächst noch Aufrufe für die Demo veröffentlichen wollen.

Die Demo soll um 14:00 Uhr auf dem Kaiserplatz in Bonn starten. Ab 16:00 Uhr soll dann ein Straßenfest am Frankenbad stattfinden.

Für weitere Infos:
Bonn Libertär: Los jetzt hier!

Mönchengladbach

Am 1.Mai wollen Nazis in Mönchengladbach gegen Asylbewerber*innen hetzen. Die NPD hat eine Demonstration gegen angeblichen Asylbetrug angemeldet und mobilisiert landesweit nach Mönchengladbach.

Wir sagen ganz klar: Da haben wir keinen Bock drauf!

Weder die menschenverachtenden Ansichten der NPD noch ihr Rassismus und Nationalismus hat etwas in Mönchengladbach verloren. Wir wollen ganz klar Stellung beziehen gegen die Hetze der NPD gegen Asylbewerber*innen – Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, haben Schutz verdient! Wir werden Flüchtlinge gegen Rassist*innen und Rechtsradikale jeglicher Couleur verteidigen!

Nicht nur, weil wir das Gedankengut der NPD in Mönchengladbach nicht dulden werden, sondern auch, weil die Wahl des Termins – dem internationalen Tag der Arbeit – eine klare Provokation gegenüber den Gewerkschaften und anderen Verbänden und Gruppen aus der Arbeiter*innenbewegung darstellt, werden wir am 1. Mai deutlich zu zeigen, dass Nazis hier nicht willkommen sind.

Aus diesem Grund rufen wir dazu auf, sich am 1. Mai an den Gegenaktionen zum NPD-Aufmarsch zu beteiligen. Nur gemeinsam können wir uns dem Aufmarsch entgegenstellen und den Tag zu einem Desaster für die NPD und ihre Anhänger*innen machen.

Kein Fußbreit den Faschisten!

Für diese Demo wird dazu aufgerufen, sich ab 11:00 Uhr am Hauptbahnhof Mönchengladbach zu treffen.

Für weitere Infos:
Facebook: Naziaufmarsch am 1. Mai verhindern!
Twitter: MG stellt sich quer!

Freiburg

Erin­nern heißt Han­deln!
Gemein­sam kämp­fen gegen Faschis­mus, Krieg und Reaktion!

Krieg in der Ukraine und Syrien, auto­ri­täre Spar­po­li­tik und die sich ver­schär­fen­den Klas­sen­kämpfe in Süd­eu­ropa, der Wahl­sieg Syri­zas in Grie­chen­land, der weg­wei­sende Auf­bruch in Rojava, eine immer auto­ri­tä­rer wer­dende Gesetz­ge­bung in der Tür­kei und neu­er­dings auch in Spa­nien, die Fes­tung Europa, rechte Mas­sen­mo­bi­li­sie­run­gen und Wahl­er­folge in der BRD, staat­li­che Unter­stüt­zung für die faschis­ti­sche Mör­der­bande des NSU, Waf­fen­lie­fe­run­gen an reak­tio­näre Regime in vom Wes­ten erst desta­bi­li­sier­ten Kri­sen­re­gio­nen, die Durch­set­zung von Frei­han­dels­ab­kom­men und immer aggres­si­ver auf­tre­tende Impe­ria­lis­men ver­deut­li­chen: an rele­van­ten The­men, mit denen man sich die­ses Jahr anläss­lich des 1. Mai aus­ein­an­der­set­zen könnte, man­gelt es wahr­lich nicht. Allzu offen­sicht­lich befin­det sich der Kapi­ta­lis­mus in der Krise, allzu offen­sicht­lich pro­du­ziert er bei sei­nen Ver­su­chen der Kri­sen­be­wäl­ti­gung immer neue, gewal­ti­gere Kri­sen, allzu offen­sicht­lich trägt die Krise zu einem Erstar­ken reak­tio­nä­rer und faschis­ti­scher Kräfte in wei­ten Tei­len Europas bei.
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Die Antifaschistische Linke Freiburg[3] ruft zur Teilnahme am antikapitalistischen Block in der Mai-Demonstration des DGB auf.

Die Demo soll um 10:30 Uhr auf dem Stühlinger Kirchplatz in Freiburg starten.

Für weitere Infos:
Antifaschistische Linke Freiburg

Berlin

In die Offensive! Vom Widerstand gegen Gentrifizierung zum Aufbau von Gegenmacht.
Die Bezirke, in denen wir einst wohnten, haben sich verändert. Es wird teuer, zu teuer für uns und für viele andere, die aus Kreuzberg, Friedrichshain, Neukölln verdrängt werden. Freiräume verschwinden, gewachsene soziale Milieus, Freundeskreise, Nachbarschaften werden zerrissen. Es entstehen Luxusappartements, Carlofts, überteuerte Restaurants. Polizeiliche Maßnahmen sollen die Konformität in den Kiezen absichern, wer nicht ins Raster passt, soll weichen. Jenseits der Innenstadtbezirke lebt man in den Plattenbausiedlungen von Hellersdorf, Marzahn, Köpenick, Neukölln-Britz ohne den Charme, den Berlin sich so gerne auf die Fahnen schreibt, in einem noch viel graueren Alltag, der nicht selten von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt ist.
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In Berlin soll es drei Demos geben. Dazu zählt eine Demo am 30. April 2015 unter dem Motto »Organize!«. Diese soll um 18:30 Uhr auf dem Leopoldplatz in Berlin-Wedding starten. Am 1. Mai 2015 wird dann zur Teilnahme am klassenkämpferischen Block in der DGB-Demo aufgerufen. Die startet um 10:00 Uhr am Hackescher Markt in Berlin-Mitte. Und um 18:00 Uhr soll dann die revolutionäre 1. Mai Demo unter dem Motto »Wir sind überall« auf dem Spreewaldplatz in Berlin-Kreuzberg stattfinden.

Für weitere Infos:
Antifa.de: Heraus zum 1. Mai


[1] https://erfurtnazifrei.wordpress.com/2015/02/16/nazis-am-1-mai-in-erfurt-und-saalfeld-stoppen/
[2] http://1maidortmund.noblogs.org/veranstaltungen/
[3] http://www.antifaschistische-linke.de

Solidarität

So|li|da|ri|tät die; -(lat.-fr.): Zusammengehörigkeitsgefühl, Gemeinsinn – aus: Duden, das Fremdwörterbuch, 9. Auflage, S.969

Ein starkes Wort, Solidarität. Gemeinhin verstanden als eine Form der gegenseitigen Hilfe, des Zusammenhalts. Durkheim unterschied in seinem Werk „Über soziale Arbeitsteilung“[1] von 1893 zwischen zwei generellen Formen der Solidarität:

  • Die mechanische Solidarität beruht auf den Gemeinsamkeiten der Menschen. Hierbei kann es sich z.B. um die Zugehörigkeit zu einem Verein handeln oder um ein körperliches Merkmal wie z.B. eine körperliche Behinderung
  • Die organische Solidarität hingegen kann mit „Zweckbündnis“ verstanden werden. Hierbei wird die Solidarität solange geleistet, wie das Ziel nicht erreicht ist.

An und für sich ist Solidarität nichts, was „nur“ von einer linken Bewegung beansprucht wird. In politischen Zusammenhängen werden oft mehrere Worte für ein und dasselbe gebraucht. Meine Erfahrung liegt da bei Worten wie Kameradschaft, Kollegialität oder Korpsgeist. Alle bezeichnen, genauso wie Solidarität, den Zusammenhalt der Gruppe/Bewegung gegen Gegener_innen. Soviel zum Allgemeinen.

Kommen wir jetzt zu dem, worauf ich eigentlich hinaus will: Der Begriff Solidarität in der linken Szene.
Wenn man in der linken Szene, sei es nun im autonomen, gewerkschaftlichen, parteilichen oder sonstigen Zusammenhang, aktiv ist, wird man ja an allen Ecken und Enden mit Aufrufen zur Solidarität überschüttet. Ob es nun direkte Aufrufe sind, z.B. der DGB-Aufruf die Schlecker-Mitarbeiter_innen nicht im Stich zu lassen[2], oder eher indirekte Aufrufe, so z.B. von der Antifa Jugend Plauen[3]. Überall sind wir damit konfrontiert. Von meiner Seite finde ich diese Aufrufe auch wichtig, finde es aber auch schade, dass das Wort Solidarität so inflationär genutzt wird. Zumindest für mich als Linken gehört es einfach dazu. Oder um es genauer zu sagen: Für mich als Mensch, der anderen Menschen helfen will. Jetzt kommen wir aber langsam zu einem kleinen Problem. Das Problem des unsolidarisch sein. Sehr oft ist mir aufgefallen, das Solidarität auch egoistisch aufgefasst wird. Also das eine Person ein solidarisches Verhalten von anderen auf sich bezogen fordert und die Akzeptanz bzw. das kommentarlose Leisten der Solidarität verlangt. Dabei wurde dann auch gerne mal von der fordernden Person außer acht gelassen, das die anderen auch irgendetwas zu tun haben oder einfach nicht wollen. Der Vorwurf „Sei doch nicht so unsolidarisch“ fliegt dann schon mal schnell durch den Raum. Ein solches Verhalten ist mir vorallem im Zusammenhang mit Gruppen aufgefallen, die sich selbst als solidarisch begreifen. Damit meine ich solche Gruppen, die in ihrem Selbstverständnis stehen haben, sie verstehen sich selbst als solidarisch (Gleichgültig ob dieses Selbstverständnis tatsächlich verschriftlicht ist oder nicht).

Meine Meinung nach entsteht durch diese festlegung „Wir sind solidarisch!“ ein feststehender Begriff den es nicht zu hinterfragen gilt. Das gleiche konnte ich auch schon bei anderen Begriffen beobachten. Da wurde gesagt „Wir sind demokratisch, so stehts in der Satzung.“ und doch wurde für die Wahlen immer schon vorher ausgemacht, wer den antreten ‚darf‘ und wer es lieber lassen sollte. Oder aber es wurde gesagt „Wir setzen uns für Gleichberechtigung ein.“ und doch wurden weiblich konotierte Menschen stehts sexistisch Behandelt und eine typisch bürgerlich-sexistische Ordnung aufrecht erhalten. Nur, weil etwas auf einem Stück Papier steht führt das, meiner Meinung nach, keine Veränderung herbei.

Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen. – Albert Einstein

Dieses Zitat erinnert mich immer wieder daran, das alles was ich mache und denke niemals zu einem Ende kommt. Ich schließe vielleicht eine Aufgabe ab, aber das bringt mich niemals zum Ende. Genauso, finde ich, muss eine fortlaufende Reflexion von Begriffen wie Solidarität, Basisdemokratie oder sonstigem stattfinden. Und man darf keine Angst haben erreichte Erfolge weg zu werfen. Auch wenn es nicht leicht fällt, mir gewiss auch nicht, darf man nicht stehen bleiben. Zu sagen „Meine Meinung steht.“ ist genauso hilfreich wie zu sagen „Das Papier ist leer so schön, das ich nicht darauf schreiben will“. In der Werbebranche sagt man, man müsse sich immer wieder neu erfinden.

Wahrscheinlich geht es vielen ähnlich wie mir. Man ist in seinem gewohnten politischen Ablauf und merkt manchmal gar nicht, wie man sich selbst verändert. (Selbst-)Reflexion ist nicht einfach, aber warum sollte es das auch sein?! Die einfachen Meinungen sind es doch, die die Welt schlecht machen(Faschismus, Rassismus, etc.).

Mit diesem, recht einfachen, Schlusswort will ich dann auch diesen, recht einfachen, Blogpost beenden. Er ist nicht tiefgründig und könnte gewiss ausführlicher sein. Momentan habe ich aber nur das zusammengebracht bzw. zusammenbringen können/wollen. Ach, bevor ich es vergesse: Die Motivation war ein kürzlich mit einer Freundin stattgefundenes Gespräch über Zusammenhalt an ihrer Schule und in der linken Szene.


Bemerkung: Ich habe Durkheim[Wiki] nicht vollständig gelesen, sondern nur Auszüge zum Thema „Solidarität“.
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Émile_Durkheim#.C3.9Cber_soziale_Arbeitsteilung_.281893.29
[2] http://www.dgb.de/presse/++co++ee2dc188-686c-11e1-672f-00188b4dc422/@@index.html?tab=Artikel&display_page=1&search_text=Solidarit%C3%A4t
[3] http://ajpl.blogsport.de/2012/03/25/naziaufmarsch-in-plauen-verhindern/