Aufruf zum Anarchistischen Sommercamp 2016 in Österreich

Nachfolgend dokumentiere ich den Aufruf zum anarchistischen Sommercamp 2016 in Österreich. Die angegebende Homepage ist momentan eigentlich nur ein Platzhalter und wird erst noch mit Inhalt gefüllt. (Die Hervorhebungen sind von mir gesetzt.)

Aufruf zum Anarchistischen Sommercamp 2016

12. bis 21. August
in Nördlichen Niederösterreich

www.acamp2016.org
acamp2016@autistici.org

Was es werden soll

Das anarchistische Camp 2016 in Österreich hat zum Ziel, Menschen strömungs-, projekt- und grenzübergreifend zusammenzubringen und die Kooperation innerhalb der linken und anarchistischen Bewegung zu stärken. Herrschaftslose Gesellschaftsalternativen können nicht nur aus Büchern erlernt werden – sie müssen im richtigen Leben erprobt sein. Das Camp kann uns Erfahrungen mit Selbstorganisation ermöglichen, neue Perspektiven für soziales Zusammenleben eröffnen und Ideen für zukünftige Projekte schaffen. Außerdem fördert die gemeinsame Auseinandersetzung mit herrschaftskritischem Denken das Hinterfragen des eigenen Handelns.

Wir wollen eine zentrale Schnittstelle für die verschiedenen Kämpfe gegen die alltäglichen Formen von Rassismus, Sexismus und Ausbeutung schaffen und damit auch ein Vernetzungs- und Aktionsnetzwerk über die Dauer eines Camps hinaus aufbauen. Du brauchst weder in irgendeiner Szene zu sein noch dich mit irgendwelchen Theorien auszukennen, um am A-Camp teilzunehmen. Jede*r ist eingeladen, die*der sich mit emanzipatorischen und antiautoritären Ideen identifizieren kann.

Unsere Stärke liegt in solidarischer Gemeinschaft!

Was es gibt und was es kann – Ablauf und Programm

Das A-Camp ist kein „Urlaub“ im üblichen Sinn. „Urlaub“ beinhaltet die Trennung von Arbeit und Freizeit. Statt unsere Arbeitskraft zu regenerieren wollen wir unser Leben gemeinsam ohne Zwänge gestalten und die anarchistische Theorie mit einer solidarischen Praxis auffüllen: bei den Dingen des alltäglichen Lebens ebenso, wie bei Diskussionen, Workshops und beim gegenseitigen Kennenlernen.

Das Camp findet auf dem Gelände eines Hofkollektivs statt. Es gibt mehrere Wiesen, einen kleinen Fluss und wahrscheinlich einen Feuerplatz. Neben genügend Platz zum Zelten bietet das Camp die unterschiedlichste Infrastruktur und wir können ein paar der vorhandenen Räume nutzen (andere werden verschlossen bleiben).
Gemeinsam wird so gekocht, dass alle etwas essen können (Veganer*innen, Rücksicht auf Allergien oder stillende Mütter). Wichtig ist uns, einen solidarischen Anspruch praktisch umzusetzen: Wenn wir die anfallenden Alltagsarbeiten (einkaufen, kochen, putzen, aufräumen, …) gemeinsam bewältigen und in Kooperation auf alle Campteilnehmer*innen aufteilen, muss jede*r einzelne nur wenig Zeit dafür aufbringen.
Gelebte Anarchie setzt auch voraus, dass wir praktisch handeln. Um unseren Gastgeber*innen für das Bereitstellen ihres Geländes zu danken, wollen wir mit ihnen gemeinsam auch etwas schaffen, was am Gelände bleibt und ihnen zugutekommt.

Anmeldung und Programmpunkte

Für die Planung ist es wichtig, dass Teilnehmende sich auf der Homepage anmelden.

Was während des Camps inhaltlich passiert, hängt davon ab, was die Teilnehmenden machen wollen. Während es auch Raum für Spontanität geben wird, wollen wir uns darum bemühen, schon im Vorfeld den Großteil des Programms bekanntzugeben.

Falls du einen Programmpunkt (Workshop, Vortrag, oder was auch immer) beim Camp gestalten willst, kannst du diesen bis spätestens 15.6.2016 auf der Homepage anmelden. Eine Anmeldefunktion wird vor Ende März dort zu finden sein. Wir freuen uns auch über Vorschläge zu ganzen Workshop-Reihen. Falls du Fragen hast, kannst du uns auch schreiben. Wir werden dann aufgrund der vorhandenen Zusendungen im Juli ein vorläufiges Programm erstellen. Es wird aber auch die Möglichkeit geben, spontan am Camp etwas zu organisieren.
Wir wollen möglichst viele Initiativen und Projekte dazu ermutigen Workshops und Trainings für die Dauer des Camps zu gestalten. Gemeinsam wollen wir aus einem herrschaftskritischen Blickwinkel unterschiedlichste Themenbereiche behandeln – Theorie und Praxis, Workshops, Spiele, Musik, Vorträge und Diskussionen, Kochen, Filmen, Sport und Tanz uvm.

Wir freuen uns auf Eure Ideen!

Was die Vorbereitungsgruppe tut

Die Vorbereitungsgruppe hat den Platz organisiert, sorgt für die weiträumige Ankündigung und stellt die benötigte Infrastruktur bereit – aber ohne Leute, die selbstorganisiert das Camp auf- und abbauen, ohne Camp- und Küchenorganisation, ohne Leute die Essen besorgen, kochen, aufräumen, die gemeinsame Betreuung von Kindern organisieren usw. geht vor Ort gar nichts. Wir als Vorbereitungsgruppe versuchen, unser Wissen mit euch zu teilen, damit gemeinsam gefundene, nicht-hierarchische Organisationsstrukturen entstehen können. Wir sind auch keine fixe oder abgeschlossene Gruppe – jede*r, die will und mag ist aufgerufen, zur Organisation des Camps beizutragen und sich einzubringen.
Einige Punkte haben wir allerdings nach intensiven Diskussionen (zum Teil auch auf Grund der Erfahrungen aus anderen Camps) schon im Vorfeld entschieden. Wir wollen diese Punkte auf dem Camp nicht grundlegend neu diskutieren.

Respektvoller Umgang
Wir alle tragen Herrschaftsmechanismen in unseren Köpfen herum. Nichts desto trotz kann es uns gelingen, uns für die Zeit des Camps zu einem gewissen Grad einen Freiraum jenseits der gesellschaftlichen Normalität zu schaffen, wo wir spüren, wofür wir eigentlich kämpfen.
Grundvoraussetzung dafür ist, dass Diskriminierungen und Unterdrückungsmechanismen jeder Art auf dem Camp nicht geduldet werden und sich dafür auch jede*r verantwortlich fühlt. Das heißt: aufmerksam sein, selbst eingreifen und thematisieren, wenn solche Verhaltensweisen bei anderen oder sich selbst wahrgenommen werden. Passt aufeinander auf und respektiert die Grenzen anderer! Aus der Erfahrung eines reflektierten und solidarischen Umgangs können wir Liebe und Kraft für unser tägliches Engagement ziehen.

Frauen- und Transgenderraum
Es wird ein eigenes Zelt ausschließlich für Frauen und Transgender als Treffpunkt und Freiraum zur Verfügung stehen.

Awarenessgruppe
Um einen respektvollen Umgang zu sichern und um insbesondere gegen Grenzüberschreitungen und Übergriffe entschlossen vorzugehen, wird es am Camp eine schon im Voraus gebildete Awarenessgruppe geben. Sie wird Ansprechpartnerin sein, falls Ihr von anderen belästigt werdet. Trotzdem ist es aber wichtig, dass wir uns alle verantwortlich fühlen!

Kinder
Wir möchten Eltern Lust darauf machen, mit ihren Kindern zu kommen. Auf dem Gelände gibt es viel Platz und Möglichkeiten sich auszutoben. Es wird auch ein Kinderzelt aufgestellt. Bringt gerne Ideen und Spielzeug mit! Dabei ist es nicht nur Aufgabe der Eltern, sich um ihre Kinder zu kümmern. Wir sollten alle versuchen, auf Kinder und ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Drugs and Rock’n Roll
Auch respektvoller und verantwortlicher Umgang mit lauter Musik, Drogen, oder anderem Verhalten, das andere beeinträchtigen kann gehört zu einem solidarischen Grundverständnis!

Hunde
Wir bitten euch eure Hunde zu Hause zu lassen. Eine größere Anzahl von Hunden auf dem Campgelände ist mühsam und erschwert die Teilnahme von Menschen mit Kindern.

Wagenbewohner*innen:
Auf dem A-Camp-Gelände dürfen keine Autos geparkt werden, dafür gibt es in der nahen Umgebung Abstellplätze. Bau- oder Wohnwägen, die als Wohnraum genutzt werden, können in begrenzter Anzahl auf einer kleinen Wiese des Geländes abgestellt werden. Um Schäden an der Wiese zu vermeiden und auf Grund des stark eingeschränkten Platzes sollen die dort abgestellten Wohnwägen aber für die Dauer deines Camp-Aufenthalts stehen bleiben und nicht mehr für Fahrtzwecke verwendet werden – Einkäufe im Supermarkt usw. lassen sich gemeinsam auch anders organisieren.

Sonstiges
Viele Leute werden nicht aus Österreich kommen. Wir müssen uns daher darum bemühen gemeinsame Sprachen zu finden und zu übersetzen. Bitte versucht auch, Leute nicht durch bestehende Freundeskreise auszuschließen.

Wir hoffen, dass sowohl erfahrene Aktivist*innen als auch neu am Anarchismus Interessierte am Camp teilnehmen werden! Fragen und Einwände können eine Chance sein eure Erfahrung weiter zu geben und Neues zu lernen.

Wann – Wo – Wie
Das A-Camp 2016 findet im nördlichen Niederösterreich von 12. bis zum 21. August statt. Wir freuen uns, falls du am Anfang oder am Ende des Camps Zeit, hast, beim An- oder Abbau zu helfen.
Mitte Juli gibt es auf der Homepage einen genauen Anfahrtsplan und Informationen über die Verkehrsanbindung. Autos dürfen nicht aufs Gelände fahren, aber es wird Abstellmöglichkeiten geben.

Es gibt keinen Fixbetrag für die Teilnahme. Mit ca. € 8.- pro Person und Tag ist es möglich, die Kosten für die komplette Infrastruktur und den Lebensmitteleinkauf zu decken. Wenn du nicht so viel zahlen kannst, ist das kein Hindernis. Wenn du solidarisch mehr zahlen kannst, ist das auch kein Hindernis.
Bring Zelt, Schlafsack, Decken und vor allem dein Essgeschirr selbst mit (am Gelände ist keins vorhanden!). Auch an warmen Tagen kann es in der Nacht sehr kalt werden – warme Kleidung und Regenschutz sind unbedingt angebracht! Auch ein Rad ist praktisch, wenn du z. B. in den Ort fahren willst.
Wenn es Fragen und Bedürfnisse gibt, bei denen wir Euch im Vorfeld unterstützen können, dann schreibt uns!

Wir freuen uns auf Euch und das Camp!

Mit Liebe & Kraft
die Vorbereitungsgruppe für das A-Camp 2016 in Österreich

Der Hedonismus ist das Mindeste

Es ist eigentlich immer wieder the same old story. Es wird ein Haus besetzt und dann wird in diesem Haus erstmal eine Party gemacht, zu der via Twitter, Facebook oder sonstwie eingeladen wird. Dank dieser Einladung kommen dann Leute zum Haus, feiern schön und es wid gehofft, das durch die Anzahl der Leute die Polizei keine Räumung durchführt. Meistens stimmt das auch, denn die Polizei räumt dann entweder noch schnell, bevor die Party beginnt oder wartet einfach, bis die Party zu ende ist. Und was hat das alles dann gebracht? Nichts!

So geschehen schon unzählige male. Die meisten ohne jegliche Berichterstattung in den Medien. In Frankfurt/Main ist es dieser Tage mal wieder soweit, das dieses Spiel wieder stattfinden könnte. Gestern (20.04.2014) wurden am frühen Abend (gegen 17h) im Frankfurter Stadtteil Gallus zwei Häuser von Aktivist_innen besetzt. In der Weilburger Straße wurde die Besetzung als „Büro für unlösbare Aufgaben“[1] deklariert, während in der Hohenstaufenstraße ein neues „Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI)“ als „IvI Resurrection“[2] aufgemacht wurde. Beide Häuser wurden recht schnell besetzt und es wurde bereits zu einer Demo aufgerufen, falls beide Häuser wieder geräumt werden. Unter dem Motto „X+2“ wird zu einer Demo zwei Tage nach der Räumung des zweiten Hauses aufgerufen (Opernplatz, 19h).

So weit, so gut…oder so
Die Besetzung alleine ist nicht der Grund, warum ich diesen Blogpost schreibe. Ich finde es gut, das in Frankfurt/Main mal wieder was läuft. Die aktuellen Besetzungen sind ja auch nicht die ersten in diesem Jahr. Als jüngstes Beispiel wäre da die „L__rst*ll*“[3] genannt. Aber wie gesagt, darum geht es primär nicht. Es geht um die ‚Kultur‘, würde ich fast sagen. Die Art und Weise, wie für diese Besetzungen geworben wird und was das über die örtliche Szene aussagt. An dieser Stelle möchte ich einfach mal zwei Tweets der „IvI Resurrection“-Besetzung dokumentieren:

Außerdem das „Büro für unlösbare Aufgaben“:

Diese Tweets sind für mich Beispiele der Verdrehung dessen, was eine Hausbestzung eigentlich ist. Hier, bzw. in Frankfurt/Main generell, werden Hausbesetzungen immer wieder zu Party-Events umgedeutet. Warum das gemacht wird, kann ich nur vermuten. Wahrscheinlich liegt es daran, das der Hedonismus sich in Frankfurt/Main einfach breit gemacht hat und Unterstützer_innen nur angelockt werden können, wenn es eine Party oder ähnliche Spaß-Angebote gibt. Der Widerstand gegen die Polizei wird ebenfalls als Spaß-Angebot deklariert. Klar, es wird immer wieder gesagt „Passt auf euch auf!“ aber hey, es ist doch verdammt lustig in der ersten Reihe vor den Bulln zu stehen und zu versuchen diese anzunerven.

Warum sollte Hedonismus ein Problem sein?
Es gibt einen einfachen Grund, warum Hedonismus ein Problem ist: Ganz einfach, weil dadurch die ernsthafte politische Praxis, die notwendig ist, aufgebröselt und vernachlässigt wird. Wenn der Spaß wichtiger als die politische Aktion wird, sollte eins sich aus der Politik zurückziehen und nur noch zu Soli-Parties gehen. Es ist ein Problem, wenn z.B. Hausbesetzungen nur durchgeführt werden können, wenn es ein Spaß-Angebot gibt. Vielleicht kommen so mehr Aktivist_innen mit, aber dann bleibt die Frage, was das für Aktivist_innen sind, die nur mitmachen, wenn sie Spaß dabei haben können?!

Hedonismus ist ein Problem, weil dadurch der ernste politische Kampf ins lächerliche gezogen wird. Di:er Antagonist_in, gleich ob abstrakt „das System“ oder konkret „die Polizei“, geht mit sehr viel Ernst an solche Sachen heran. Wenn vor einer Hausbesetzung auf der Straße eine Menschenmenge von Unterstützer_innen von der Polizei teils gewaltsam zurückgedrängt wird, dann ist das nicht spaßig. Das ist weder witzig noch lustig. Das ist sehr sehr große Scheiße. Die vor Ort befindliche Polizei weiß das und deswegen macht sie das auch. Es wird die altbekannte Taktik „Teile und Herrsche“ angewendet. Wenn die Leute im Haus nur noch via Internet oder Telefon erfahren können, das es da draußen Unterstützer_innen gibt, dann soll damit deren Durchhaltewille gebrochen werden. Das selbe bei der Angelegenheit mit der Blockade von Nachschub. Der Polizei ist es doch vollkommen egal, ob da drinnen Leute sitzen, die einfach nur eine spaßige Hausbesetzung miterleben wollten. Die Polizei will, das diese Leute aus dem Haus kommen. Und wenn sie das nicht freiwillig machen, dann wird die Polizei reingehen und sie wenn nötig an den Haaren heraus ziehen (ist schon passiert!). Also: Kein Spaß!

Hedonismus ist ein Problem, weil dadurch der ernste politische Kampf gegen „Staat, Nation, Kapital“ verhindert wird. Warum sollte der Staat etwas gegen Menschen unternehmen, die sich regelmäßig mit Alkohol oder anderen Drogen zuknallen und nichts auf die Reihe bekommen? Solche Leute dienen dem Staat doch lediglich als Vorzeige-Feinde. Auf solche Leute kann der Staat mit dem Finger zeigen und sagen „Liebe angepasste Gesellschaft. Seht ihr diese Gestalten? DAS SIND DIE SCHLECHTEN!!!“ Und dank der bekannten Sozialisierung der Gesellschaft wird das (klein-)bürgerliche Milieu sagen „Ja, das sind die Schlechten. Ich werde niemals wie sie und ich werde sie niemals unterstützen.“ Dank dem Hedonismus bekommt der Staat also nur eine einfache Argumentationsgrundlage geliefert, die gegen den politischen Kampf eingesetzt werden kann.

Hedonismus ist ein Problem, weil dadurch die Sicht auf das wesentliche vernebelt wird. Im Hedonismus wird die Sicht auf das genommen, was wichtig für den politischen Kampf ist. Drogen jeder Art lenken nur ab. Wir leben in einer Welt mit einer schier unendlichen Zahl von Sachzwängen. Allein diese halten uns schon mehr als genug vom politischen Kampf ab. Warum sollte ich mir dann noch zusätzliche Ablenkungen schaffen?! Alkohol, Gras, Zigaretten, LSD, XTC, und was sonst noch alles durch die linke Szene auf diesem Fleck Erde geistert. All das sind Ablenkungen von dem, was es eigentlich zu erreichen gilt.

Von Adorno stammt „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“
Das verstehe ich so, das wir im falschen Leben, also innerhalb der kapitalistischen und sonstiger Sachzwänge, uns nicht unser Paradies bauen können. Wenn Aktivist_innen also Drogen konsumieren, um einen lockeren Abend zu haben oder um aus der Alltagsscheiße zu fliehen, dann will ich mit diesen Menschen keinen politischen Kampf betreiben. Denn diese Menschen haben für mich den Blick für das Wesentliche verloren. Es ist wichtig, ein Ziel zu haben. Aber wenn eins beginnt, dieses Ziel schon in den politischen Kampf einzubauen, dann verschwimmt dieses Ziel.

Während ich diesen Blogpost schrieb, wurde mir folgendes Zitat zugetragen:

Das Proletariat ist eine aufsteigende Klasse. Es braucht nicht den Rausch zur Betäubung oder als Stimulus. So wenig den Rausch sexueller Übersteigerung als den Rausch durch Alkohol. (…) Es braucht Klarheit, Klarheit und nochmals Klarheit. Deshalb, ich wiederhole es, keine Schwächung, Vergeudung, Verwüstung von Kräften.
Lenin, im Gespräch mit Clara Zetkin

Auch, wenn ich mich sonst nicht als Fan von Lenin bezeichnen würde, stimme ich dieser seiner Ansicht zu. Mit einem kleinen Sprung kommen wir damit auch zum nächsten Knackpunkt:

»Schon ein kleines bischen!«
Es gibt ja das Sprichwort, welches besagt „Die Menge macht das Gift!“. So könnte eins es natürlich auch bei der Sache mit Drogen und Party sehen. Beim Thema Drogen sage ich ganz klar: Ne! Die Sache mit der Party ist dann aber schon etwas anderes. Es ist nichts dagegen einzuwenden auch mal hin und wieder eine Party zu feiern oder einfach mal Spaß zu haben. Dabei darf der Spaß aber niemals wichtiger als der politische Kampf werden. Wenn politische Aktionen nicht stattfinden, weil es zur selben Zeit eine Party gibt oder, eigentlich noch schlimmer, politische Aktionen nur stattfinden, damit im Anschluss eine Party gefeiert werden kann. Spätestens dann ist die politische Praxis vom Kampf für etwas besseres zu einem Vorwand zum Spaß haben verkommen. Und das beobachte ich leider immer wieder. Es gibt politische Gruppen, die sich in theoretischen Auseinandersetzungen verlieren, und keine Praxis machen. Es gibt auch Gruppen, die außer Praxis nichts geschafft haben. Manchmal gibt es auch Gruppen, die eine Balance zwischen beiden ganz gut hinbekommen, aber auch eher mit Mühe aufrecht erhalten. All das sind notwendige Dinge, die es im politischen Kampf einfach braucht. Es kann nicht DIE Gruppenstruktur geben. Jede Gruppe sollte ihre ganz eigene Entwicklung absolvieren um so ihre Struktur zu finden. Dieser Entwicklungsprozess wird dann aber oft durch Party- und/oder Drogen-Exzesse entweder behindert, verhindert oder es wird dadurch existierendes zu Nichte gemacht.

Was ich eigentlich sagen will
Viele Worte um eigentlich eine Sache. Zwar bezeichne ich mich als Straight Edge, aber deswegen fordere ich das nicht auch von anderen. Was ich mir einfach Wünsche ist, dass sich alle Aktivist_innen bzw. alle, die sich so sehen, regelmäßig die Frage stellen „Was ist mir wichtiger: Party oder Politik?“ Eins könnte es auch die „P-Frage“ nennen. Ich bin der Ansicht, wenn sich Menschen bewusst für den aktiven politischen Kampf entscheiden, ist der Drogenkonsum nicht das Problem (und ist dann auch nicht sonderlich groß). Menschen, die sich allerdings bewusst für Drogenkonsum entscheiden, sehe ich als jene, die aufgegeben haben und dem Druck, den „das System“ auf sie ausübt, nicht stand halten (konnten). Das passiert, keine Frage. Aber muss es denn freiwillig passieren?


[1] http://unloesbareaufgaben.wordpress.com/2014/04/20/pressemitteilung-buro-fur-unlosbare-aufgaben-eroffnet-2/
[2] https://iviresurrection.wordpress.com/2014/04/20/kritisches-denken-braucht-und-nimmt-sich-zeit-und-raum-ein-jahr-ohne-ivi-ist-genug/
[3] http://leerstelle.blogsport.eu/