An einem Sommerabend treffen sich Menschen zu einer kleinen, privaten Party am Flussufer. Die Wenigsten kenne alle. Zuvor gab es ein Facebook-Event, zu dem man eingeladen wurde und sich dadurch in einer Liste wiederfand.
Person A: „Hi, ich bin A. Kennst du viele hier?“
Person B: „Nein! Ich bin befreundet mit G. Und du?“
Person A: „Es geht! Ein paar Leute kenne ich, zB. F und T.“
Person B: „Ah, cool! Ich bin übrigens B.“
Person A: „Ja, ich weiß! Du studierst doch das Fach hier an der Uni, oder?“
Person B: „Äh, woher weißt du das?“
Person A: „Bevor ich hergekomme bin, habe ich mir auf Facebook ein bischen die Leute angeguckt. Steht alles auf deinem Profil.“
Person B: „Ja, aber das ist doch kein Grund, sich das gleich anzugucken.“
Person A: „Erm…“
Person B: „Was bist du denn für ein Mensch, ey!“
Dieses Gespräch ist natürlich fiktiv, auch wenn ich es schon in ähnlicher Weise miterlebt habe. Immer, wenn ich so etwas höre bzw. mitbekomme, stelle ich mir die Frage, was die Menschen eigentlich so alles denken, wenn sie ihre Daten ins Netz stellen. Dabei geht es mir jetzt nicht einmal darum, dass Konzerne wie Facebook, Google oder sonstige Datensammler_innen hier an die Daten gelangen. Es geht mir vor allem um die Daten, die öffentlich für alle einsehbar eingestellt werden. Bei Facebook sind das neben Name und Profilbild oft Daten wie Wohnort, Schule/Uni/Arbeit und Freund_innen. Mit all diesen Daten können auch ganz normale Menschen einiges Anfangen. Dabei dann einfach davon auszugehen, das guckt schon niemand nach, ist nichts weiter als naiv.
Aber gehen wir ein bischen näher auf das ein, was man damit machen kann. An dieser Stelle will ich auf folgendes Hinweisen: Manchmal, wenn mir langweilig ist und sich eine Gelegenheit bietet, suche ich so viele Infos über einen Mensch aus dem Internet, wie mir möglich ist. Es ist eine Art „Hobby“ welches ich als ein Art „Forschung“ betrachte. Zum einen, um zu sehen was alles über einen Menschen herausgefunden werden kann. Zum anderen, um meine eigene Datenflut ins Internet an der ein und anderen Stelle einzudämmen. Alles was ich bei solchen Aktionen herausfinde, dokumentiere ich nicht. Allerdings informiere ich die betreffende Person auch nicht. Wenn ich „fertig“ bin, schließe ich alle dazugehörigen Tabs einfach und lebe mein Internetleben weiter als wäre nichts gewesen. Nachfolgend möchte ich einen Fall kurz dokumentieren.
Ausgangssituation:
Ein Foto mit einem halben Namen, ein bekanntes SocialNetwork-Profil, ein bekannter Wohnort(aka Stadt)Route:
Auswertung des SocialNetwork-Profils(Fotos, Ortshinweise, etc.), dann Auswertung des bekannten Fotos, dann Suche der Person in der bekannten StadtKonkret:
Das SocialNetwork-Profil wurde unter dem Spitznamen der Person geführt, dadurch konnte auf den korrekten Vornamen geschlossen werden.
Fotos auf dem Profil zeigten die Person und deren Umgebung(z.B. Fotos aus dem Fenster heraus, Fotos von sich selbst mit Stadt im Hintergrund, etc.).
Veröffentlichte Nachrichten der Person enthielten zum Teil getaggte Geodaten, zum Teil direkte Hinweise.
Das bekannte Foto zeigte den Nachnamen der Person sowie Hausnummer und ein paar Buchstaben des Straßennamens.Kombinierung der Erkenntnisse:
Durch das SocialNetwork-Profil und das bekannte Foto konnte der gesamte Name der Person herausgefunden werden. Ein Eintrag im Telefonbuch unter diesem Namen gab es nicht. Um nun an die Adresse zu kommen, wird das Bild näher betrachtet. Der Schrifttyp sowie die Schriftgröße lassen sich oft recht einfach herleiten. Durch Trial-And-Error kann nun der Straßenname herausgefunden werden. Dieser wird dann z.B. bei GoogleMaps nachgeschlagen und man erhält, in Verbindung mit der bekannten Stadt, die volle Adresse. Durch weitere Fotos und GoogleStreetView(falls an der Adresse vorhanden) lässt sich dann auch das Stockwerk und die Lage der Wohnung herleiten. Durch den vollen Namen kann nun versucht werden Daten wie Telefonnummer(n), E-Mail Adresse(n) etc. herauszufinden. Mit dem vollen Namen und dem gewählten Name im SocialNetwork können nun auch weitere Profile gefunden werden(falls vorhanden bzw. unter selber Namensgebung).Ergebnis:
Nach kurzer Zeit ist aus der vormals unbekannten Person eine bekannte Person geworden. Man kann sie nun mit vollem Namen ansprechen, sogar Post schicken. Man weiß, wie sie aussieht, in welchem Stockwerk sie wohnt und wohin sie sich oft bewegt.
Diese Prozedur habe ich nicht sehr oft gemacht. Das heißt, ich habe nicht gezielt nach Personen gesucht die ich ausforschen kann. Was ich aber trotzdem zeigen kann ist, dass es Möglich ist mit relativ wenig Mitteln(Internet und ein bischen Verstand) um einiges mehr über eine Person zu erfahren als diese meint preis zu geben. Es muss sich also jede_r die Frage stellen „Wieviel bin ich bereit über mich preis zu geben?“. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Daten nicht durch Kreuzverbindungen herausgefunden werden können. Also z.B. wird der Wohnort auf einem SocialNetwork publiziert, auf einem anderem unter gleichem Namen aber nicht.
Ein paar Tipps…
…kann ich leider nicht geben. Das einzige, was ich sagen kann: So wenig Daten wie möglich, desto besser. Durch Freund_innen auf Facebook lassen sich übrigens auch wunderbar Informationen herausfinden. Deswegen vielleicht doch ein Tipp: Alles auf „Nur Freunde“ stellen und Freundschaftsanfragen nicht blind annehmen. Das Geburtsjahr sollte evtl. auch verschwiegen werden. Mit Name und Geburtstag kann nämlich die Rentenversicherungsnummer abgeschätzt werden. Das ist dann nicht so gut.
Für Paranoiker_innen gilt natürlich: Raus aus den SocialNetworks! Für alle anderen: Viel Spaß damit, aber betrachtet Eure Daten bitte als massives Gold. Das verschenkt ihr ja auch nicht einfach, oder? Wer jetzt sagt „Doch, schon so“, dem_der sei diese Formulierung gewidmet: Deine Daten sind für Konzerne etc. wertvoller als das wertvollste, das du dir vorstellen kannst.
Weiteres
Ich bin kein Profiler. Mir wurde also keine spezielle Ausbildung zu teil um Daten und das Verhalten von Menschen zu analysieren. Solche Menschen sind aber in der Lage aus den selben öffentlichen Infos, wie ich sie verwenden kann, auf einiges mehr zu schließen. Wer jetzt bei „Profiler“ nur an Fallanalytiker_innen der Polizei denkt, vergisst allerdings die Wirtschaft. Es gibt auch Kund_innenprofiler_innen die ihr Geld dafür bekommen, herauszufinden was Menschen mit welchen Vorlieben kaufen etc.