Anarchistisches Sommercamp – Ein bisschen Urlaub im August

Vor ca. zwei Wochen ging das anarchistische Sommercamp 2016 in Österreich zu Ende. Es war mehr Sommer als anarchistisch. Die Orga-Gruppe ist, bezugnehmend auf den Aufruf, dazu angetreten, eine Woche lang „die Anarchie“ zu leben. Ganz nach dem Motto „Vivir la Utopia!“. Es wurde angekündigt, dass die Orga-Gruppe sich um die grundlegende Infrastruktur kümmern werde. Das es alles nötige geben wird, was das anarchistische Herz begehrt. Nun ja, es gab so einiges. Das Camp fand auf einem Party-Bauernhof (wenn ich das richtig interpretiert habe) statt. Es gab große Wiesen zum Campen, sogar mit Schatten. Eine KüFa war organisiert, Unisex- und FLTI*-Toiletten, eine (kalte) Naturdusche, aber auch eine warme. Was mich sogar ziemlich überrascht hat: Es gab Laptops, einen Drucker und freies WLAN auf dem ganzen Gelände. Da hätte ich mir gar keine SIM-Karte auf dem Weg kaufen brauchen.

Alles andere…naja
Was den ganzen Rest angeht: Es war halt eine Woche Urlaub. Wer genau das erwartet hat, wurde sicherlich nicht enttäuscht. Für Leute, die tatsächlich ein politisches Camp erwartet hatten (wie ich), war es wohl eine ziemliche Enttäuschung. Ich für meinen Teil war jedenfalls sehr enttäuscht. Angefangen beim Programm. Es wurde, wie angekündigt, „flexibel“ organisiert. Online konnten sich Leute im Vorfeld melden und Workshops/Seminare/Vorträge/Whatever anmelden. Diese wurden dann in einem Online-Programm gelistet. Als ich auf dem Camp ankam war davon keine Rede mehr. Die Holztafeln, an denen das jeweile Tagesprogramm aushing, waren leer. Eigentlich hatte ich erwartet, dass das Online-Programm dort aushängt. Umhängen wäre dann ja immer noch möglich gewesen. Aber so frage ich mich, weswegen dann eigentlich im Vorfeld nach Programm-Punkten gefragt wurde.

Grundsätzlich ist meine komplette Kritik, schon an dieser Stelle, auf den Knackpunkt „Kommunikation“ zurückzuführen. Jene fand nämlich, in meinen Augen, zu wenig statt. Zwar gab es Info-Tafeln, an denen die Listen für die verschiedenen Schichten (Spülen, Küchenhilfe, Putzen, etc.) oder Mitfahr-Angebote und -Gesuche hingen. Aber ich fühlte mich einfach nicht informiert. Auch hatte ich nicht den Eindruck, das andere Teilnehmer_innen auf dem Camp sonderlich viel Interesse an Informationen hatten.

Ich zuckte ja auch zusammen, als ich ein Schild sah, auf dem stand (sinngemäß):

»Bitte gehe auch auf Leute zu und sprich sie an. So können wir auch schüchterne Leute integrieren.«

Was soll so ein Mist?! Ich würde mich jetzt nicht unbedingt als Schüchtern oder so bezeichnen. Aber ich grenze mich sehr gerne von Leuten ab. Wenn ich z.B. beim Essen sitze und jemand fragt »Ist das noch frei?« antworte ich ehrlich. Wenn die Person mich dann aber versucht in ein Gespräch zu verwickeln, antworte ich erstmal kurz. In der Hoffnung, die Person lässt es dann sein. Und wenn nicht, antworte ich einfach gar nicht mehr oder gehe sogar weg. Und dann hat mir diese Person die nächsten zwei-drei Stunden versaut. Also: Solche Schilder sind vielleicht nett gemeint, aber totale Scheiße.

Was mir aber vor allem fehlte, war ein tägliches Plenum. Ok, am Dienstag oder so fing ein kleines „Info-Plenum“ an. Aber trotzdem fehlte mir was. Und zwar Information. Information über Workshops. Vielleicht ist es einfach nur meine Gewohnheit von anderen Camps. Bisher konnte ich di:en Teamer_in eines Workshops, der mich interessierte, immer ansprechen und mal ein paar Sachen fragen. Auf dem ACamp war das schlicht nicht möglich. Wenn ich es auf den Programm-Zettel geschrieben hätte, hätte ich vermutlich dennoch keine Antwort bekommen. Und mich bei 20 Leuten durchzufragen »Weißt du wer diesen Workshop macht?« hatte ich erst recht keinen Bock. Auf anderen Camps stellten sich Teamer_innen am Abend des Vortags kurz vor und erzählten zwei-drei Sätze zu ihrem Workshop. Wenn dann noch Fragen waren, konnten die (während oder nach dem Plenum) geklärt werden.

Ach ja, die Programm-„Zettel“. Das waren wohl eher „Fetzen“. In der Regel hingen diese ziemlich durcheinander an der Programm-Tafel. Überwiegend in unleserlicher/schwer zu lesender Handschrift verfasst. Und fast immer fehlte Zeit und/oder Ort. Bei den meisten Zetteln dachte ich mir nur »Aja, da ist wem also alles egal. Danke für Nichts!«. Das diese Zettel zum Teil auch eher nicht beachtet wurden, zeigt folgende Begebenheit:

Ich sitze im Haus in der Laptopecke mit meinem Laptop und bereite die Präsentation für meinen Vortrag vor. Eine Person sitzt neben mir, ebenfalls am eigenen Laptop.
Person: *guckt auf meinen Bildschirm* *tippt mich an* »Kann ich fragen, was du da machst?«
Ich: *nehm die Kopfhörer ab* »Äh ja, klar. Ich bereite meinen Vortrag zu Datensicherheit und Verschlüsselung vor.«
Person: »Ach, du machst einen Vortrag dazu?! Das ist ja gut. Sowas hatte mir hier gefehlt und deswegen hatte ich vorhin angefangen, was vorzubereiten. Aber wenn du das machst, dann muss ich mich da ja nicht drum kümmern.«
Zu diesem Zeitpunkt hing meine gut leserliche und, wie ich finde, informative Ankündigung bereits seit zwei Tagen an der Programm-Tafel.

Ok, das ist jetzt ein sehr konkretes Beispiel und diese Situation werden vermutlich nur sehr wenige Andere erlebt haben. Dennoch wollte ich es anbringen. Als eine Art Beispiel-Beispiel für das, was die Menschen auf dem ACamp nach meiner Ansicht tatsächlich gemacht haben:
Sie sind zu einem Sommercamp gefahren und hab es sich in ihrer Bubble gut gehen lassen. Fertig!

Verbessungsvorschläge
Don’t do it again! Oder wenn: Kündigt nicht an, das ihr irgendetwas ausprobieren wollt. Denn ausprobiert wurde auf dem ACamp rein gar nichts.

Mein ganz persönliches Fazit:
Ja ja, dieser ganze Text ist schon persönlich. Trotzdem hier nochmal ein ganz persönliches Fazit.
Ich hatte eine nette Woche auf dem ACamp. Es war warm und sonnig (manchmal zu viel von beidem) und es gab Internet. Aber es war auch das erste Camp, auf dem ich nicht das Gefühl hatte, mich nützlich machen zu müssen (was ich schlecht finde, denn ich mache mich eigentlich gerne nützlich). Denn vorallem wusste ich einfach nicht, wo Hilfe gebraucht wird (immer nur in der Küche helfen, ist auch nicht cool). Aber ich habe auch niemanden kennengelernt. Was eigentlich nicht Schade ist, aber es hätte mich doch sehr interessiert, was andere Menschen denken. Und ich für meinen Teil konnte mich exakt so auf dem ACamp verhalten, wie ich es auch in meinem Alltag mache. Ausprobiert wurde deswegen aus meiner Sicht rein gar nichts. Es war wie ein Festival. Nur, das es Workshops statt Musik gab. Ein bisschen froh bin ich ja dann doch darüber, das ich nicht eine betrunkene Person gesehen habe, obwohl Alkohol verkauft wurde. Ok, das liegt vermutlich daran, das ich recht früh schlafen gegangen bin. Dennoch ein positiver Aspekt.

Andere Kritiken:
Ein kurzer Sommer der Anarchie – oder: Wie meine Brüste zum ersten Mal das Sonnenlicht sahen
Eine Reise ohne Rückfahrtschein

Ach ja, mal kurz zu meinem Anarchie-Begriff
Ich werde niemals in einer Anarchie leben können. Ebenso kann niemals ein Mensch, der vor Beginn einer Anarchie aufgewachsen ist und gelebt hat, in einer Anarchie leben. Denn „Anarchie“ bedeutet für mich vor allem einen Neuanfang hinzulegen. Das Konstrukt „Menschheit“ komplett zu zerstören und die „alte Welt“(etwas pathetisch, ich weiß) im Fundament zu vernichten. Alles andere ist für mich nur Reformismus. Deswegen kann „Anarchie“ zwar in der heutigen Gesellschaft ausprobiert werden. Aber auch nur bedingt um erste Erkenntnisse zu sammeln. Was dann allerdings auch nicht heißt, das in einer Anarchie auch so gelebt wird wie es ausprobiert wurde. Das bleibt dann denen überlassen, die in einer Anarchie leben. Und das einzige, was ich tun kann, ist, die heutige Welt zu zerlegen und denen, die in eine „Zeit danach“ hineingeboren werden, einige wenige Ansichten (wie z.B. Solidarität, Respekt, Kooperation) mitzugeben.

Aufruf zum Anarchistischen Sommercamp 2016 in Österreich

Nachfolgend dokumentiere ich den Aufruf zum anarchistischen Sommercamp 2016 in Österreich. Die angegebende Homepage ist momentan eigentlich nur ein Platzhalter und wird erst noch mit Inhalt gefüllt. (Die Hervorhebungen sind von mir gesetzt.)

Aufruf zum Anarchistischen Sommercamp 2016

12. bis 21. August
in Nördlichen Niederösterreich

www.acamp2016.org
acamp2016@autistici.org

Was es werden soll

Das anarchistische Camp 2016 in Österreich hat zum Ziel, Menschen strömungs-, projekt- und grenzübergreifend zusammenzubringen und die Kooperation innerhalb der linken und anarchistischen Bewegung zu stärken. Herrschaftslose Gesellschaftsalternativen können nicht nur aus Büchern erlernt werden – sie müssen im richtigen Leben erprobt sein. Das Camp kann uns Erfahrungen mit Selbstorganisation ermöglichen, neue Perspektiven für soziales Zusammenleben eröffnen und Ideen für zukünftige Projekte schaffen. Außerdem fördert die gemeinsame Auseinandersetzung mit herrschaftskritischem Denken das Hinterfragen des eigenen Handelns.

Wir wollen eine zentrale Schnittstelle für die verschiedenen Kämpfe gegen die alltäglichen Formen von Rassismus, Sexismus und Ausbeutung schaffen und damit auch ein Vernetzungs- und Aktionsnetzwerk über die Dauer eines Camps hinaus aufbauen. Du brauchst weder in irgendeiner Szene zu sein noch dich mit irgendwelchen Theorien auszukennen, um am A-Camp teilzunehmen. Jede*r ist eingeladen, die*der sich mit emanzipatorischen und antiautoritären Ideen identifizieren kann.

Unsere Stärke liegt in solidarischer Gemeinschaft!

Was es gibt und was es kann – Ablauf und Programm

Das A-Camp ist kein „Urlaub“ im üblichen Sinn. „Urlaub“ beinhaltet die Trennung von Arbeit und Freizeit. Statt unsere Arbeitskraft zu regenerieren wollen wir unser Leben gemeinsam ohne Zwänge gestalten und die anarchistische Theorie mit einer solidarischen Praxis auffüllen: bei den Dingen des alltäglichen Lebens ebenso, wie bei Diskussionen, Workshops und beim gegenseitigen Kennenlernen.

Das Camp findet auf dem Gelände eines Hofkollektivs statt. Es gibt mehrere Wiesen, einen kleinen Fluss und wahrscheinlich einen Feuerplatz. Neben genügend Platz zum Zelten bietet das Camp die unterschiedlichste Infrastruktur und wir können ein paar der vorhandenen Räume nutzen (andere werden verschlossen bleiben).
Gemeinsam wird so gekocht, dass alle etwas essen können (Veganer*innen, Rücksicht auf Allergien oder stillende Mütter). Wichtig ist uns, einen solidarischen Anspruch praktisch umzusetzen: Wenn wir die anfallenden Alltagsarbeiten (einkaufen, kochen, putzen, aufräumen, …) gemeinsam bewältigen und in Kooperation auf alle Campteilnehmer*innen aufteilen, muss jede*r einzelne nur wenig Zeit dafür aufbringen.
Gelebte Anarchie setzt auch voraus, dass wir praktisch handeln. Um unseren Gastgeber*innen für das Bereitstellen ihres Geländes zu danken, wollen wir mit ihnen gemeinsam auch etwas schaffen, was am Gelände bleibt und ihnen zugutekommt.

Anmeldung und Programmpunkte

Für die Planung ist es wichtig, dass Teilnehmende sich auf der Homepage anmelden.

Was während des Camps inhaltlich passiert, hängt davon ab, was die Teilnehmenden machen wollen. Während es auch Raum für Spontanität geben wird, wollen wir uns darum bemühen, schon im Vorfeld den Großteil des Programms bekanntzugeben.

Falls du einen Programmpunkt (Workshop, Vortrag, oder was auch immer) beim Camp gestalten willst, kannst du diesen bis spätestens 15.6.2016 auf der Homepage anmelden. Eine Anmeldefunktion wird vor Ende März dort zu finden sein. Wir freuen uns auch über Vorschläge zu ganzen Workshop-Reihen. Falls du Fragen hast, kannst du uns auch schreiben. Wir werden dann aufgrund der vorhandenen Zusendungen im Juli ein vorläufiges Programm erstellen. Es wird aber auch die Möglichkeit geben, spontan am Camp etwas zu organisieren.
Wir wollen möglichst viele Initiativen und Projekte dazu ermutigen Workshops und Trainings für die Dauer des Camps zu gestalten. Gemeinsam wollen wir aus einem herrschaftskritischen Blickwinkel unterschiedlichste Themenbereiche behandeln – Theorie und Praxis, Workshops, Spiele, Musik, Vorträge und Diskussionen, Kochen, Filmen, Sport und Tanz uvm.

Wir freuen uns auf Eure Ideen!

Was die Vorbereitungsgruppe tut

Die Vorbereitungsgruppe hat den Platz organisiert, sorgt für die weiträumige Ankündigung und stellt die benötigte Infrastruktur bereit – aber ohne Leute, die selbstorganisiert das Camp auf- und abbauen, ohne Camp- und Küchenorganisation, ohne Leute die Essen besorgen, kochen, aufräumen, die gemeinsame Betreuung von Kindern organisieren usw. geht vor Ort gar nichts. Wir als Vorbereitungsgruppe versuchen, unser Wissen mit euch zu teilen, damit gemeinsam gefundene, nicht-hierarchische Organisationsstrukturen entstehen können. Wir sind auch keine fixe oder abgeschlossene Gruppe – jede*r, die will und mag ist aufgerufen, zur Organisation des Camps beizutragen und sich einzubringen.
Einige Punkte haben wir allerdings nach intensiven Diskussionen (zum Teil auch auf Grund der Erfahrungen aus anderen Camps) schon im Vorfeld entschieden. Wir wollen diese Punkte auf dem Camp nicht grundlegend neu diskutieren.

Respektvoller Umgang
Wir alle tragen Herrschaftsmechanismen in unseren Köpfen herum. Nichts desto trotz kann es uns gelingen, uns für die Zeit des Camps zu einem gewissen Grad einen Freiraum jenseits der gesellschaftlichen Normalität zu schaffen, wo wir spüren, wofür wir eigentlich kämpfen.
Grundvoraussetzung dafür ist, dass Diskriminierungen und Unterdrückungsmechanismen jeder Art auf dem Camp nicht geduldet werden und sich dafür auch jede*r verantwortlich fühlt. Das heißt: aufmerksam sein, selbst eingreifen und thematisieren, wenn solche Verhaltensweisen bei anderen oder sich selbst wahrgenommen werden. Passt aufeinander auf und respektiert die Grenzen anderer! Aus der Erfahrung eines reflektierten und solidarischen Umgangs können wir Liebe und Kraft für unser tägliches Engagement ziehen.

Frauen- und Transgenderraum
Es wird ein eigenes Zelt ausschließlich für Frauen und Transgender als Treffpunkt und Freiraum zur Verfügung stehen.

Awarenessgruppe
Um einen respektvollen Umgang zu sichern und um insbesondere gegen Grenzüberschreitungen und Übergriffe entschlossen vorzugehen, wird es am Camp eine schon im Voraus gebildete Awarenessgruppe geben. Sie wird Ansprechpartnerin sein, falls Ihr von anderen belästigt werdet. Trotzdem ist es aber wichtig, dass wir uns alle verantwortlich fühlen!

Kinder
Wir möchten Eltern Lust darauf machen, mit ihren Kindern zu kommen. Auf dem Gelände gibt es viel Platz und Möglichkeiten sich auszutoben. Es wird auch ein Kinderzelt aufgestellt. Bringt gerne Ideen und Spielzeug mit! Dabei ist es nicht nur Aufgabe der Eltern, sich um ihre Kinder zu kümmern. Wir sollten alle versuchen, auf Kinder und ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Drugs and Rock’n Roll
Auch respektvoller und verantwortlicher Umgang mit lauter Musik, Drogen, oder anderem Verhalten, das andere beeinträchtigen kann gehört zu einem solidarischen Grundverständnis!

Hunde
Wir bitten euch eure Hunde zu Hause zu lassen. Eine größere Anzahl von Hunden auf dem Campgelände ist mühsam und erschwert die Teilnahme von Menschen mit Kindern.

Wagenbewohner*innen:
Auf dem A-Camp-Gelände dürfen keine Autos geparkt werden, dafür gibt es in der nahen Umgebung Abstellplätze. Bau- oder Wohnwägen, die als Wohnraum genutzt werden, können in begrenzter Anzahl auf einer kleinen Wiese des Geländes abgestellt werden. Um Schäden an der Wiese zu vermeiden und auf Grund des stark eingeschränkten Platzes sollen die dort abgestellten Wohnwägen aber für die Dauer deines Camp-Aufenthalts stehen bleiben und nicht mehr für Fahrtzwecke verwendet werden – Einkäufe im Supermarkt usw. lassen sich gemeinsam auch anders organisieren.

Sonstiges
Viele Leute werden nicht aus Österreich kommen. Wir müssen uns daher darum bemühen gemeinsame Sprachen zu finden und zu übersetzen. Bitte versucht auch, Leute nicht durch bestehende Freundeskreise auszuschließen.

Wir hoffen, dass sowohl erfahrene Aktivist*innen als auch neu am Anarchismus Interessierte am Camp teilnehmen werden! Fragen und Einwände können eine Chance sein eure Erfahrung weiter zu geben und Neues zu lernen.

Wann – Wo – Wie
Das A-Camp 2016 findet im nördlichen Niederösterreich von 12. bis zum 21. August statt. Wir freuen uns, falls du am Anfang oder am Ende des Camps Zeit, hast, beim An- oder Abbau zu helfen.
Mitte Juli gibt es auf der Homepage einen genauen Anfahrtsplan und Informationen über die Verkehrsanbindung. Autos dürfen nicht aufs Gelände fahren, aber es wird Abstellmöglichkeiten geben.

Es gibt keinen Fixbetrag für die Teilnahme. Mit ca. € 8.- pro Person und Tag ist es möglich, die Kosten für die komplette Infrastruktur und den Lebensmitteleinkauf zu decken. Wenn du nicht so viel zahlen kannst, ist das kein Hindernis. Wenn du solidarisch mehr zahlen kannst, ist das auch kein Hindernis.
Bring Zelt, Schlafsack, Decken und vor allem dein Essgeschirr selbst mit (am Gelände ist keins vorhanden!). Auch an warmen Tagen kann es in der Nacht sehr kalt werden – warme Kleidung und Regenschutz sind unbedingt angebracht! Auch ein Rad ist praktisch, wenn du z. B. in den Ort fahren willst.
Wenn es Fragen und Bedürfnisse gibt, bei denen wir Euch im Vorfeld unterstützen können, dann schreibt uns!

Wir freuen uns auf Euch und das Camp!

Mit Liebe & Kraft
die Vorbereitungsgruppe für das A-Camp 2016 in Österreich

Deal with it – Über Gefühle und deren Umgang


Nachdem ich im April 2015 festgestellt habe, das ich anscheinend Gefühle habe, fing ich an mich damit ein wenig auseinanderzusetzen. Dabei habe ich mich vor allem gefragt, was das für mich bedeutet. Also wie beeinflusst das mein Verhalten und ändert das etwas an den zwischenmenschlichen Beziehungen, die ich pflege? Auch habe ich mich damit beschäftigt, wie das ist, mit Gefühlen die durch Andere in mir ausgelöst werden oder auch Gefühle die ich in Anderen auslöse.
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G7 – Sommer, Sonne, Polizei

Am vergangenen Wochenende fanden vom 06. bis 07.06.2015 die zentralen Proteste gegen den G7-Gipfel 2015 auf Schloss Elmau statt. Ich war dabei und das hier ist mein Fazit.

Der Gipfel
Nachdem ja Russland vom Treffen der stärksten Industrienationen ausgeschlossen wurde, lautete der Titel nun also ‚G7‘ statt, wie bisher, ‚G8‘. Nichts­des­to­trotz änderte das recht wenig an den Gründen um gegen diese Treffen zu protestieren. Die Regierungschef_innen wollten sich wohl über so Themen wie Klima- und Umweltschutz, Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik, Handels- und Energiepolitik austauschen. Warum das nicht einfach im Bundeskanzler_innenamt geschehen konnte, fragte das Handelsblatt bereits und bekam folgende Antwort von Merkel:

Auf die Frage, ob die Runde statt auf Schloss Elmau nicht im Berliner Kanzleramt tagen könne, sagte Merkel: „Wir wollen unseren Gästen ein wunderschönes Stück Deutschland zeigen und in dieser Atmosphäre in einer Form tagen, die für die Ergebnisse solcher Gipfel wichtig ist.“
– dpa-Interview, Erschienen im Handelsblatt (online) am 30.05.2015 [1]

Die geplanten Proteste
Die Proteste wurden im Grunde von drei Bündnissen organisiert. ‚StopG7Elmau'[2] ist wohl das bekannteste. Daneben gab es dann noch ‚G7-Demo'[3], welches die Großdemo mit 40.000 Menschen am 04.06.2015 in München organisierte. Und schließlich noch ‚Block G7 – Smash Capitalism'[4], welches als autonomes Bündnis auftrat. Nach meinem Wissen gab es deswegen alle diese Büdnisse, weil es keinen gemeinsamen Konsens gab. Kann ich durchaus verstehen und finde ich auch gar nicht mal so schlimm. Die Bündnisse haben sich auch, soweit ich weiß, nicht gegenseitig blockiert. Arbeiteten also solidarisch nebeneinander.

Letztendlich kamen dabei einige Aktionen heraus. Am 03. und 04.06.2015 fand in München der ‚Internationale Gipfel der Alternativen'[5] statt. Die Großdemo in München fand am 04.06.2015 statt und die Großdemo in Garmisch-Partenkirchen am 06.06.2015. Schließlich sollte am 07.06.2015 der große Sternmarsch[6] nach Elmau stattfinden, mit dem die beiden Zufahrtswege nach Elmau blockiert werden sollten. Zum Abschluss war dann am 08.06.2015 eine Abscchlusskundgebung in Garmisch-Partenkirchen geplant.

Das Protest-Camp
Um Nichts wurde wohl so sehr gestritten wie um die Genehmigung dieses Camps. Die Landespolitik übte Druck auf die Lokalpolitik aus und die gab den Druck direkt an den Bevölkerungsteil weiter, der Wiesen oder andere Camp-fähige Flächen besitzt. Kurz vor knapp fand sich dann doch noch ein Bauer, der seine Wiese zur Verfügung stellte. Und brauchte bald darauf Polizeischutz, weil er Morddrohungen erhalten hatte. Besonders absurd wirkte auf mich aber die Aussage des Bürgermeisters von Krün.

»Nun, die Hardcore-Demonstranten werden wir nicht abhalten. Aber vielleicht den Einen oder Anderen, der es sich dann überlegt und sich sagt „Ich weiß nicht, wo ich da schlafen kann. Das Wetter weiß ich auch nicht. Also bleibe ich lieber daheim“ und das ist dann ja auch schon was.«
– Thomas Schwarzenberger (CSU), Bürgermeister Krün [7]
(Da ich bayerischen Dialekt zwar verstehen, aber nicht sprechen/schreiben kann, ist das Zitat hier quasi übersetzt)

Das klang für mich wie ein »Naja, die Steinewerfer werden wir nicht abhalten können. Aber zumindest die ganzen Pazifisten.«

Die Polizei und ihre Vorbereitungen
Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen hatte am 29.04.2015 eine Allgemeinverfügung[8] veröffentlicht. Darin wurden auf 33 Seiten immer wieder die selben „Argumente“ formuliert und vor ach so schweren Krawallen gewarnt. Besonders warnte das Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz vor der angespannten Lage in Griechenland. Allerdings gab es keinerlei Aussage darüber, warum das irgendeinen Einfluss auf den Verlauf des Gipfels haben sollte. Es wurden immer wieder die gewaltvollen Proteste in Frankfurt/Main zur Eröffnung der EZB vom 18.03.2015 genannt. Am Ende der Verfügung ist eine Karte angehängt, welche die geplante bzw. zu diesem Zeitpunkt schon größtenteils umzäunte Sicherheitszone zeigt. In der Realität war der Zaun, anders als in der Verfügung beschrieben, fast durchgängig und vor allem weiter gespannt als auf der Karte zu erkennen.

Wie es dann wirklich kam…
Von etwa einer Woche Protest blieben im Grunde nur ca. 30min Krawall. Und das auch nur, weil die Cops die Demo angegriffen haben.

Der Samstag, 06.06.2015
Am Samstag fand die Großdemonstration in Garmisch-Partenkirchen statt. Teilnehmendenzahlen gibt es mehrere. Ich habe jetzt vor allem Zahlen um die 7.000 Teilnehmenden vermehrt wahrgenommen. Irgendwie hatte ich die ganze Demo über allerdings das Gefühl, alle Blöcke würden ihr eigenes Ding machen. Der hedonistische Block tanzte zu fetten Beats, der Bündnis-Block lief an der Spitze. Leider war der angekündigte anarchistische Block, nach meiner Wahrnehmung, eher nicht-vorhanden. Außerdem war ich auch mehr damit beschäftigt, den unzählichen Kameras aus dem Weg zu gehen. Besonders hat mich dabei gestört, das Leute aus den einzelnen Blöcken heraus gefilmt haben. Auch den Block selbst. Dann kam noch der Angriff auf die Demo-Spitze dazu. Die Cops behaupteten natürlich, sie seien zuerst angegriffen worden. Das hängt, finde ich, von der Definition von ‚Angriff‘ ab. Letztlich ist es schon ein Angriff auf die Demo, das die Cops die Demo stoppen. Und sich dagegen zu wehren, halte ich für vollkommen legitim. Das die Cops dann total empört was von fliegenden Benzinflaschen und anderen Müll erfinden, wundert mich dann auch nicht. Die Verletzten gehen jedenfalls komplett auf das Konto der Cops.

Am Ende der Demo schlug das Wetter dann um und es regnete aus allen Schleusen. Ich konnte gerade noch meine Regenjacke anziehen, bevor es einfach nur noch Nass war. Das war dann wohl auch leider der Grund, warum der Sternmarsch am Sonntag (07.06.2015) nicht mehr so groß war. Das Camp wurde evakuiert und die Cops versuchten uns unter der Bahnhofsunterführung unter Kontrolle zu halten. Die Stadt verweigerte uns die Öffnung einer Turnhalle um dort die Nacht zu überstehen. Aber zum Glück gab es Anwohner_innen, die mittlerweile einige Sympathien uns gegenüber hatten. Und so konnten Camp-Bewohner_innen bei Anwohner_innen die Nacht verbringen.

Der Sonntag, 07.06.2015
Es ging früh los. Und das war gut so. Denn so wurde es erst dann richtig heiß, als wir schon einen guten Teil des Aufstiegs hinter uns hatten. Der Wanderzug, bei dem ich dabei war, wurde dann auch von einigen Cops begleitet. Die auch immer wieder dumme Kommentare abgaben und uns immer wieder schikanierten. Am Ende sind wir dann auf die Cops im Wald getroffen. Und da war dann eh alles vorbei.

Das Camp
Zunächst gab es nur die eine Fläche für das Camp. Aber es kamen viele Anwohner_innen und guckten sich das Camp an, suchten das Gespräch. Und letztlich fand sich viel Zustimmung für uns in der Bevölkerung. Es kamen viele Spenden. Das alles hätte ich niemals erwartet. Ich hatte damit gerechnet, das die Anwohner_innen sich gar nicht zum Camp trauen und dementsprechend auch abwehrend reagieren würden. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Die Menschen waren einfach nur offen, freundlich und hilfsbereit. Ein paar waren auch während den abendlichen Plenas dabei und sprachen sogar. Ein Bauer erzählte uns von den Dingen, die im Vorfeld erzählt wurden. Und was er dann wirklich erlebte. Für viel Jubel sorgte dann die Nachricht, als am Freitag Abend ein Bauer uns eine benachbarte Fläche für das Camp zur Verfügung stellte. Und dafür, dass das Camp zum Einen viel zu klein und zum Anderen auch teilweise provisorisch errichtet war, war es echt cool dort zu sein. Und unter den gegebenen Umständen wurde von Camp-AG, dem Motorradclub Kuhle Wampe und den KüFa-Crews echt gute Arbeit geleistet.

Mein Fazit
Von den Protesten hätte ich mir eigentlich mehr erwartet. Im Vorfeld habe ich aber schon mit einer solchen, eher kleinen, Situation gerechnet. Das es über 5.000 Leute auf der Großdemo am Samstag in Garmisch-Partenkirchen wurden, hat mich schon sehr überrascht. Auch hat mich überrascht das nach all der Hetze der Cops es eigentlich so ruhig geblieben ist. Ich wurde nicht einmal von Cops kontrolliert. Womit ich eigentlich fest gerechnet hatte. Aber ich hatte auch mit mehr Durchsetzungswillen seitens der Proteste gerechnet. Wenn 5 Cops eine Demo aufhalten können und die Leute sich widerspruchslos über die Schulter schauen lassen, finde ich das nicht so toll. Auch eine Demo-Leitung, die mit den Cops zusammenarbeitet geht für mich gar nicht. Es ist jetzt nicht so, als hätte ich mir irgendwelche Krawalle gewünscht. Aber mehr Aktionen hätten mich doch schon sehr gefreut. Nachts mal durchs Unterholz rennen, während dem Sternmarsch die Cops an viele Ecken streßen. Ja, es waren viele Cops. Scheiß viele. Ja, es erzeugt ein verdammtes scheiß Gefühl wenn überall Cops ihre Augen auf dich haben. Aber verdammt nochmal, ist das nicht sowieso immer so? Die Cops, der Staat, dieses scheiß System ist überall. An jeder Ecke, in allen Köpfen.

Anmerkung
Das ganze ist jetzt ziemlich kurz geworden. Vor allem mein Fazit. Aber ich weiß einfach nicht, was ich dazu mehr schreiben soll. Mir fällt nicht einmal irgendeine politische Analyse ein. In der linken Szene war der Gipfel halt einfach kein Thema. Warum, weiß ich nicht. Und ehrlich gesagt, will ich es auch gar nicht wissen. Der Grund würde mich wahrscheinlich nur wütend machen.


[1] http://www.handelsblatt.com/politik/international/g7-gipfel-kosten-merkel-will-ein-wunderschoenes-stueck-deutschland-zeigen/11846430.html
[2] http://www.stop-g7-elmau.info/
[3] http://www.g7-demo.de/home/
[4] http://blockg7.noblogs.org/
[5] http://www.alternativgipfel.org/
[6] http://www.stop-g7-elmau.info/so/
[7] https://youtu.be/afUcv1vBSjI?t=2m45s
[8] http://www.lra-gap.de/media/files/g7-gipfel/Allgemeinverfuegung_20150429.pdf

1. Mai 2015 – Was geht?

Es ist gerade Anfang April und ich habe mich mal durch meine Linksammlung von Antifa-Blogs etc. geklickt um zu erfahren, was demnächst so los ist.

Saalfeld/Saale

Für den 01.05.2015 organisiert die Nazipartei „Der Dritte Weg“ einen Aufmarsch in Saalfeld/Saale (Thüringen). Als Nachfolgeorganisation der inzwischen verbotenen Gruppe ,,Freies-Netz-Süd“, hat sie 11 Stützpunkte in Bayern. Vorsitzender der Partei ist der ehemalige NPD-Funktionär Klaus Armstroff, der als Vertreter der NPD im Kreistag Bad Dürkheim sitzt und bis vor wenigen Monaten im NPD-Landesvorstand aktiv war.
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Momentan gibt es außer dem Aufruf und ein paar Hintergrundinformationen zu „Der Dritte Weg“ nicht viele Informationen. Es soll aber am 30. April 2015 eine Vorabenddemo stattfinden.

Für weitere Infos:
http://1maislf.blogsport.de/
HASKALA: 1. Mai Saalfeld – Protest gegen geplanten Neonazi-Aufmarsch
Antifa Task Force Jena: 1. Mai Saalfeld – Protest gegen geplanten Neonazi-Aufmarsch
Antifaschistische Koordination Erfurt: Nazis am 1. Mai in Erfurt und Saalfeld stoppen!

Erfurt
Bisher gibt es für Erfurt nur die Ankündigung von der Antifaschistische Koordination Erfurt[1], die sich aber auch auf Saalfeld bezieht. Weitere Ankündigungen o.ä. konnte ich bisher nicht finden. Allerdings soll am 02. Mai 2015 eine Demo von rechten Hooligans in Erfurt stattfinden. Diese wurde zuvor für den 15.03.2015 beworben, dann auf den 04.04.2015 und jetzt auf den 02.05.2015 verschoben. Es bleibt also die Frage, ob die Demo tatsächlich stattfindet oder doch wieder verschoben wird.

Für weitere Infos:
http://platzverweis.noblogs.org/

Dortmund

Von vielen vergessen liegen die Ursprünge des 1.Mai in der US-Amerikanischen Arbeiterbewegung der 1880er Jahre,die entscheidend von anarchistischen Idealen und Forderungen geprägt war.

Als Höhepunkt einer Streikwelle sollte am 01.05.1886 mit einem Generalstreik der Forderung nach dem 8-Stunden Tag Nachdruck verliehen werden. Allein in Chicago folgten 40.000 Arbeiter*innen diesem Aufruf und auch in den folgenden Tagen gingen Tausende auf die Straße, trotzten Streikbrechern, privaten Söldnertruppen der Unternehmer und der Polizei, die am 03.05. vier Arbeiter erschoss. Eine erneute Versammlung am 04.05. auf dem Haymarket versuchte die Polizei (auch mit Schusswaffen) gewaltsam aufzulösen.
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In Dortmund findet, begleitend zum 1. Mai 2015, eine Vortragsreihe statt die sich mit der Geschichte des 1. Mai beschäftigt[2]. Zudem wird dazu aufgerufen im Falle einer Nazi-Demo diese zu blockieren.

Die Demo unter dem Motto »An der Befreiung arbeiten! Die Anarchistische Bewegung vorantreiben!« soll um 18:00 Uhr auf dem Kirchplatz in der Münsterstraße in Dortmund starten.

Für weitere Infos:
http://1maidortmund.noblogs.org

Wuppertal
Das Thema lautet »Für die soziale Revolution! Heraus zum autonomen 1. Mai 2015!« und beschäftigt sich auch mit dem Erhalt des AZ Wuppertal. Der Aufruf ist, wie ich finde, vor allem selbstkritisch gehalten. Nachzulesen hier.

Die Demo in Wuppertal soll um 14:00 Uhr in der Markomannenstraße am AZ Wuppertal starten. Es wird dazu aufgerufen, im Falle einer Nazi-Demo in der Umgebung (vermutlich Essen), diese zu blockieren.

Für weitere Infos:
http://autonomer1mai.noblogs.org/

Bonn
In Bonn wird es eine anarchistische Demo mit anschließendem Straßenfest geben. Die Demo wird von mehreren Gruppen getragen, die demnächst noch Aufrufe für die Demo veröffentlichen wollen.

Die Demo soll um 14:00 Uhr auf dem Kaiserplatz in Bonn starten. Ab 16:00 Uhr soll dann ein Straßenfest am Frankenbad stattfinden.

Für weitere Infos:
Bonn Libertär: Los jetzt hier!

Mönchengladbach

Am 1.Mai wollen Nazis in Mönchengladbach gegen Asylbewerber*innen hetzen. Die NPD hat eine Demonstration gegen angeblichen Asylbetrug angemeldet und mobilisiert landesweit nach Mönchengladbach.

Wir sagen ganz klar: Da haben wir keinen Bock drauf!

Weder die menschenverachtenden Ansichten der NPD noch ihr Rassismus und Nationalismus hat etwas in Mönchengladbach verloren. Wir wollen ganz klar Stellung beziehen gegen die Hetze der NPD gegen Asylbewerber*innen – Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, haben Schutz verdient! Wir werden Flüchtlinge gegen Rassist*innen und Rechtsradikale jeglicher Couleur verteidigen!

Nicht nur, weil wir das Gedankengut der NPD in Mönchengladbach nicht dulden werden, sondern auch, weil die Wahl des Termins – dem internationalen Tag der Arbeit – eine klare Provokation gegenüber den Gewerkschaften und anderen Verbänden und Gruppen aus der Arbeiter*innenbewegung darstellt, werden wir am 1. Mai deutlich zu zeigen, dass Nazis hier nicht willkommen sind.

Aus diesem Grund rufen wir dazu auf, sich am 1. Mai an den Gegenaktionen zum NPD-Aufmarsch zu beteiligen. Nur gemeinsam können wir uns dem Aufmarsch entgegenstellen und den Tag zu einem Desaster für die NPD und ihre Anhänger*innen machen.

Kein Fußbreit den Faschisten!

Für diese Demo wird dazu aufgerufen, sich ab 11:00 Uhr am Hauptbahnhof Mönchengladbach zu treffen.

Für weitere Infos:
Facebook: Naziaufmarsch am 1. Mai verhindern!
Twitter: MG stellt sich quer!

Freiburg

Erin­nern heißt Han­deln!
Gemein­sam kämp­fen gegen Faschis­mus, Krieg und Reaktion!

Krieg in der Ukraine und Syrien, auto­ri­täre Spar­po­li­tik und die sich ver­schär­fen­den Klas­sen­kämpfe in Süd­eu­ropa, der Wahl­sieg Syri­zas in Grie­chen­land, der weg­wei­sende Auf­bruch in Rojava, eine immer auto­ri­tä­rer wer­dende Gesetz­ge­bung in der Tür­kei und neu­er­dings auch in Spa­nien, die Fes­tung Europa, rechte Mas­sen­mo­bi­li­sie­run­gen und Wahl­er­folge in der BRD, staat­li­che Unter­stüt­zung für die faschis­ti­sche Mör­der­bande des NSU, Waf­fen­lie­fe­run­gen an reak­tio­näre Regime in vom Wes­ten erst desta­bi­li­sier­ten Kri­sen­re­gio­nen, die Durch­set­zung von Frei­han­dels­ab­kom­men und immer aggres­si­ver auf­tre­tende Impe­ria­lis­men ver­deut­li­chen: an rele­van­ten The­men, mit denen man sich die­ses Jahr anläss­lich des 1. Mai aus­ein­an­der­set­zen könnte, man­gelt es wahr­lich nicht. Allzu offen­sicht­lich befin­det sich der Kapi­ta­lis­mus in der Krise, allzu offen­sicht­lich pro­du­ziert er bei sei­nen Ver­su­chen der Kri­sen­be­wäl­ti­gung immer neue, gewal­ti­gere Kri­sen, allzu offen­sicht­lich trägt die Krise zu einem Erstar­ken reak­tio­nä­rer und faschis­ti­scher Kräfte in wei­ten Tei­len Europas bei.
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Die Antifaschistische Linke Freiburg[3] ruft zur Teilnahme am antikapitalistischen Block in der Mai-Demonstration des DGB auf.

Die Demo soll um 10:30 Uhr auf dem Stühlinger Kirchplatz in Freiburg starten.

Für weitere Infos:
Antifaschistische Linke Freiburg

Berlin

In die Offensive! Vom Widerstand gegen Gentrifizierung zum Aufbau von Gegenmacht.
Die Bezirke, in denen wir einst wohnten, haben sich verändert. Es wird teuer, zu teuer für uns und für viele andere, die aus Kreuzberg, Friedrichshain, Neukölln verdrängt werden. Freiräume verschwinden, gewachsene soziale Milieus, Freundeskreise, Nachbarschaften werden zerrissen. Es entstehen Luxusappartements, Carlofts, überteuerte Restaurants. Polizeiliche Maßnahmen sollen die Konformität in den Kiezen absichern, wer nicht ins Raster passt, soll weichen. Jenseits der Innenstadtbezirke lebt man in den Plattenbausiedlungen von Hellersdorf, Marzahn, Köpenick, Neukölln-Britz ohne den Charme, den Berlin sich so gerne auf die Fahnen schreibt, in einem noch viel graueren Alltag, der nicht selten von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt ist.
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In Berlin soll es drei Demos geben. Dazu zählt eine Demo am 30. April 2015 unter dem Motto »Organize!«. Diese soll um 18:30 Uhr auf dem Leopoldplatz in Berlin-Wedding starten. Am 1. Mai 2015 wird dann zur Teilnahme am klassenkämpferischen Block in der DGB-Demo aufgerufen. Die startet um 10:00 Uhr am Hackescher Markt in Berlin-Mitte. Und um 18:00 Uhr soll dann die revolutionäre 1. Mai Demo unter dem Motto »Wir sind überall« auf dem Spreewaldplatz in Berlin-Kreuzberg stattfinden.

Für weitere Infos:
Antifa.de: Heraus zum 1. Mai


[1] https://erfurtnazifrei.wordpress.com/2015/02/16/nazis-am-1-mai-in-erfurt-und-saalfeld-stoppen/
[2] http://1maidortmund.noblogs.org/veranstaltungen/
[3] http://www.antifaschistische-linke.de

Der Antifa-Wandkalender 2015 ist da!

Nachdem ich, wie in diesem Artikel beschrieben[1], auf die Idee gebracht wurde einen Wandkalender für das nächste Jahr im Antifa-Look zu gestalten, bin ich jetzt damit fertig. Der Kalender ist ein bischen im Comic-Look gemacht. Ich hoffe, das gefällt Euch. 🙂

Eckdaten:
Format: DIN A1 (840x594mm)
Pixel: 4136x2911px
Auflösung: 125ppi
Datei: *.tiff
Farbraum: RGB
Dateigröße: ca. 48 MB

Zum Inhalt:
Für den Kalender habe ich Bilder von verschiedenen Protesten verwendet. Der Themenschwerpunkt liegt auf Flüchtlingspolitik. Außerdem habe ich noch die Proteste gegen das Gefahrengebiet in Hamburg, die Demo zum Frauen*kampftag in Berlin, Blockupy in Frankfurt und NoWKR in Wien einfließen lassen. Eingetragene Aktionstage etc. beschränken sich vor allem auf alljährliche Dinge wie z.B. Frauen*kampftag, Tag der Niederschlagung Deutschlands oder auch der Internationale Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Ansonsten sind noch die Feiertage in Schland mit eingetragen. Kurz hatte ich überlegt auch Todestage von Genoss_innen einzutragen. So z.B. Carlo, Ivan, Alexis, Conny, Oury oder Silvio. Davon habe ich aber aus zwei Gründen abstand genommen: 1. möchte ich, das der Kalender motiviert und 2. möchte ich keine Auswahl treffen, welche_r Genoss_in jetzt in den Kalender kommt und welche_r nicht. Ich hoffe, das ist verständlich.

Extras, Extras, Extras…
Ich habe mich dazu enschieden ein paar Sonderwünsche entgegen zu nehmen. Diese sind folgende:
1. Andere Hintergrundfarbe
2. Zusätzliche Eintragungen im Kalender

Das heißt:
Wenn dir der violette Hintergrund nicht gefällt, dann suche dir eine Farbe aus, die dir gefällt.
Wenn du bestimmte Tage im Kalender eingetragen haben willst, also z.B. Todestage von Genoss_innen.
Dann schreibe mir das in einer E-Mail (-> PGP-Key) oder via Blog-Kontaktformular. Solange die Änderungen nicht super-exotisch sind (z.B. Regenbogen-Glitzer-Farbverlauf als Hintergrund oder 365 Kalendereintragungen extra), mache ich dir das gerne fertig und schicke dir dann deinen personalisierten Kalender.
Ach ja, bevor mir Leute schreiben „Ich hät gern Orange als Hintergrund“ hier ein Hinweis: Es gibt unzählige Orange-Töne. Am besten schickst du mir eine Farbprobe (nix abfotografiertes/gescanntes) oder am besten den RGB-Farbcode. Das selbe gilt für Kalendereintragungen. Schick mir dafür Datum und Text(so kurz wie möglich).

Hinweise zum Drucken
Die Datei ist mit den Vorgaben einer Großdruckerei erstellt worden und auf DIN A1 ausgelegt. Viele Großdruckereien, die Einzelaufträge bearbeiten, bieten in erster Linie „abgespeckte“ DIN-Formate an. Meist ist das 80x60cm. Diese Druckereien bieten aber, nach meiner Erfahrung, auch immer DIN-Formate an. Also wählt am besten diese DIN-Formate. Dann passt auch alles und es fehlt am Ende nichts. Die Datei kann ohne weitere Veränderung zur Großdruckerei hochgeladen werden. Nach meinem kurzen Test sollte die Datei auch als Exzellent bewertet werden. Der Spaß kostet um die 20€ plus Versand (je nach Großdruckerei).
Ihr könnt mit der Datei auch in einen Copy-Shop in Eurer Stadt gehen, der Poster in dieser Größe druckt. Diese werden dort aber wahrscheinlich via Plotter gedruckt. Das kostet dann wieder ein bischen. Wahrscheinlich so um die 10-15€ (da kenne ich nur ein paar Copy-Shops meiner Gegend).

Fotos
Die Fotos, die ich für den Kalender verwendet habe, stammen in erster Linie von
PM Cheung – Photography(Facebook),
md-protestfotografie
Für die Bereitstellung besten Dank. 🙂

Hier kommt der Download:
Kalender-Download(ca. 48 MB)

Bitte um Feedback
Bitte gebt mir Feedback zum Kalender. Ob er Euch gefallen hat oder nicht. Wenn ich viel konstruktives Feedback bekomme, mache ich für 2016 evtl. wieder einen Kalender. Dafür habe ich eine Umfrage[2] erstellt. Aber ich freue mich auch über Kommentare auf diesen Post oder E-Mails. Gerne auch via Twitter.

Noch eine Kleinigkeit
Wer bereit ist bis ca. Mitte-Ende Januar 2015 auf den Kalender zu warten, kann sich gerne bei mir melden. Wenn sich min. 80 Leute bei mir melden, die den Standard-Kalender haben wollen, gebe ich eine Bestellung von 100 Stück bei einer Großdruckerei auf.
Preis wie folgt:
0,85€ pro Kalender
1,45€ Porto (Schland-weit)
0,70€ für B4-Umschlag und für mich
======
3,00€ Gesamt pro Bestellung (oder weniger, wenn mehrere Kalender an die selbe Adresse gehen sollen)(oder mehr, wenn ihr mich supporten wollt ^^)


Wenn ihr einen Kalender haben wollt, dann schreibt mir kurz eine Mail, damit ich Euch auf dem Schirm habe. Kontaktformular geht auch. Am besten in den Betreff „Kalender Vorbestellung“ o.ä. packen. Das reicht schon. Sobald genug Leute zusammen gekommen sind, schreibe ich Euch an und sage Euch, was ich von Euch brauche (Adresse) und sage Euch die Kontoverbindung zum Überweisen des Betrages inkl. Verwendungszweck. (Bitte bitte mit PGP-Key)


[1] http://freikaempfer.net/blog/?q=node/83
[2] http://freikaempfer.net/blog/?q=node/84

Antifa Wandkalender 2015

Vergangene Nacht wurde ich von @Antifaschist_H auf die Idee gebracht einen Wandkalender zu gestalten. Im Antifa-Look.

Bis jetzt habe ich eher rudimentäre Ideen. Zunächst habe ich an eine Collage aus Bildern von Aktionen und Demos aus 2014 gedacht (wie es im Grunde der Vorschlag von @Antifaschist_H war). Alternativ kam mir die Idee eine Collage aus Flyern zu den größeren Demos, wie z.B. Magdeburg, Dresden, Blockupy, IMK oder Hannover, anzufertigen.

Letztendlich fehlt mir zum Einen eine Übersicht dessen, was die antifaschistische Szene im Jahr 2014 beschäftigt hat und zum Anderen fehlt mir das Material.

Deswegen möchte ich Euch hiermit aufrufen:

Bitte schickt mir Ideen und/oder Material zu! Wenn ihr Fotograf_innen seid oder kennt und mir Bilder zur Verfügung stellen wollt/könnt, bitte meldet Euch.

Das Ergebnis werde ich, hoffentlich rechtzeitig, auf meinem Blog zum Download bereitstellen (Format DIN A1, direkt fertig zum Drucken beim Copy-Shop oder Druckerei).

Ihr könnt mir über folgende Wege schreiben:
Twitter – @Freikaempfer
Blog-Kontaktformular
me@freikaempfer.net (-> PGP-Key)

#HH2112 – Masse, Druck, Blaulicht und Krankenhaus

Am 21. Dezember 2013 war ich bei der Demonstration in Hamburg. Seit dem überlege ich, ob ich meine Erlebnisse veröffentlichen soll. Aufgeschrieben habe ich sie kurz nach der Demo. Jetzt habe ich mich dazu entschieden, sie auch zu veröffentlichen.


Am Samstag, 21. Dezember 2013, sollte in Hamburg eine Demonstration stattfinden, welche den Erhalt der Esso-Häuser, der Roten Flora und das Bleiberecht für Flüchtlinge fordern wollte. Um 13:00 Uhr kam ich in Hamburg an. Um 14:00 Uhr sollte die Demo starten. Um 15:00 Uhr setzt sich die Demo in bewegung. Ich bin mit meiner Bezugsgruppe weiter hinten. Wir stehen direkt vor der Flora. Vor uns stehen Unmengen an Menschen. Hinter uns ebenfalls. Dann sehen wir zwei Wasserwerfer, die unter der Brücke hervorfahren. Zu diesem Zeitpunkt war die Demo-Spitze schon zurück in Richtung Flora gedrängt worden. Dann sehe ich Polizei-Trupps in die Menge rennen. Und wieder zurückweichen. Ich hatte damit gerechnet, solche Szenen frühestens in der Nähe der Innenstadt zu sehen. Nicht aber schon direkt zu beginn. Der Wasserwerfer zielt in die Menge. Ich werde Nass. Und gehe mit meiner Bezugsgruppe in Richtung Juliusstraße. Wobei ‚gehen‘ nicht ganz stimmt. Wir werden gedrängt. Zunächst von den Massen, die vorn von der Polizei zurückgedrängt werden. Dann von der Polizei selbst. Wir stolpern über Bordsteine, Mülltonnen und Fahrräder. An der Sparkasse stehen wir auf einmal in der ersten Reihe. Vor uns eine Wand aus Polizist_innen mit Tonfa im Anschlag, schreiend und drückend. Sie schubsen mich. Ich trete zurück. Und bekomme dafür einen Tonfa auf den Schädel. Zum Glück nur ein Streifschlag, aber es bleibt eine Beule. Ich trete nochmal. Und nochmal. Immer auf Brusthöhe. Um diese Irren von mir fern zu halten. Ich bekomme einen Tonfa in die rechte Magengegend gerammt und werde geschubst. Ich falle auf ein Fahrrad. Zum Glück ist mein Rücken gepolstert. Ich versuche aus dem Liegen heraus zu treten. Leute aus der Menge helfen mir hoch und ziehen mich zurück. Dann passiert lange nichts mehr. Wir sitzen in einem Kessel fest. In der Juliusstraße. Die Menschenmenge ist verdichtet. Es wird dunkler und ich nehme meine Sonnenbrille ab. Der rechte Bügel ist abgebrochen. Wahrscheinlich durch den Tonfa-Schlag. Langsam spüre ich Schmerzen in der rechten Magengegend. Mein rechter Oberschenkel tut mir weh. An beiden Stellen finde ich später große blaue Flecken. Von hinten fährt ein Wasserwerfer vor. Die ganze Straße pulsiert in blauem Licht. Dann zieht sich die Polizei-Linie vor uns langsam zurück. Uns wird der Weg frei gemacht. An der Kreuzung Schulterblatt / Susannenstr / Juliusstr steht eine Polizei-Linie um uns nach rechts ins Schulterblatt Richtung Neuer Pferdemarkt zu schicken. Wir gehen mit. Als wir den Lauti von LampedusaHH erreichen, zieht sich das Polizeisparlier zurück. Mein Handy ist seit Stunden aus. Ich habe keine Uhr bei mir. Ich habe keine Ahnung, wie spät es jetzt ist oder wie lange wir in der Juliusstraße standen. Nach vorn geht es nicht weiter. Nach hinten ebenfalls nicht. Wir gehen durch ein Tor in einen Hinterhof und folgen vielen Menschen. Auf dem Weg stehen an den Türen immer wieder Menschen, die uns sagen, wir sollen uns beeilen. Wir laufen schneller. Wir kommen auf eine Straße, ich habe keine Ahnung welche es ist oder wo wir sind. Der Einfachheit-halber folgen wir dem Mob. Dann kommt bewegung ins Spiel. Hinter uns joggt eine Polizeihundertschaft auf uns zu. Wie eine dunkle Wand schiebt sie sich nach vorn. Wir joggen los. Jetzt erkenne ich die Gegend. Wir sind in der Nähe des Bahnhofs Sternschanze. Dort teilt sich der Mob. Einige laufen in Richtung des Schanzenparks. Anderen weiter Richtung Altonaer Straße. Wir laufen weiter gerade aus. An der Kreuzung verlieren wir den restlichen Mob. Und gehen weiter auf der Weidenallee. Von diesem Moment ist für uns alles gelaufen. Wir sind schlecht vorbereitet. Haben keine Karte dabei und kennen uns nicht aus. Das einzige was uns jetzt noch bleibt, ist der WAP-Ticker. Immer, wenn dort eine Aktion berichtet wird, versuchen wir dorthin zu gelangen. Aber wir verlaufen uns und wissen nicht, wo wir sind. Wir sehen kaum Polizei. Die Sirenen rücken immer weiter weg. Ganz offensichtlich laufen wir in die falsche Richtung. Irgendwann kommen wir an der U-Station Hoheluftbrücke an. Zu diesem Zeitpunkt ist noch von keiner Sponti dort die Rede. Also steigen wir in die Bahn und fahren zum Gänsemarkt. Aber die Aktionen dort sind schon lange vorbei. Die Polizei steht dort massiv an jeder Ecke. Ich erkenne einen der BFE-Trupps. Sie kommen aus der selben Ecke wie ich. Wir laufen noch kurz durch die Fußgänger_innenzone. Dann stellen wir uns in eine unbeobachtete Ecke und beraten, was wir tun sollen. Der Ticker ist still. Wir haben keinen Kontakt zu anderen Aktivist_innen. Und wir haben Hunger. Also gehen wir zurück zur U-Station und fahren zur Sternschanze. Wir haben entschieden, erstmal etwas zu essen und uns dann in unsere Unterkunft zurück zu ziehen um weiteres zu planen. In der Bahn ziehen wir uns während der Fahrt um. Wir sind jetzt nicht mehr Schwarz gekleidet. Haben bunte Klamotten an. Die Polizei lässt uns in Ruhe. Es ist etwa 20:00 Uhr als wir wieder in der Unterkunft sind. Unser Gastgeber hat gerade den Fernseher laufen. Es kommt die tagesschau. Mit einem Bericht über die Flora-Demo. Es ist von Gewalt und Ausschreitungen die Rede. Von Polizei, die mit Wasserwerfer und Schlagstock gegen Randalierer vorgeht. Und das es die schwersten Ausschreitungen dieser Art seit Jahren seien. Wir müssen ein wenig schmunzeln, auch wenn wir von den Bildern fasziniert sind. Wir diskutieren einige Minuten lang mit unserem Gastgeber über den Start der Demo. Dann muss er gehn. Kurz darauf entscheiden auch wir uns, wieder zu gehen. Als wir in die Nähe der Flora kommen, sehen wir eine Wand von Polizist_innen, Wasserwerfer und Blaulicht. Wir entscheiden uns, lieber von der anderen Seite zur Flora zu gehen. Wir ändern unsere Richtung und laufen durch den Flora-Park. Kaum sind wir an der Flora angekommen, wird die Situation hitziger. Die Polizei rückt vor. Sachen fliegen durch die Luft. Dann beruhigt sich die Lage kurz. Wir stehen an der Ecke Schulterblatt / Juliusstraße. Gegenüber der Haspa. Dort wollen wir beraten, was wir jetzt tun. Wohin wir gehen. Was der Ticker sagt. Auf einmal stürmt die Polizei vor. Sie kommt von allen Seiten. In der Eile rennen wir in die Juliusstraße. Dann kommt auch von dort Polizei. Sie rennen direkt auf uns zu. Schreien. Vor mir reißt ein Polizist einen Menschen zu Boden und wirft sich auf ihn. Ich bin gerade auf den Treppen zum Eingang in den Flora-Park. Ich versuche auszuweichen. Überall ist Polizei. Überall werden Menschen zu Boden gerissen. Dann versuche ich weiter die Treppe hoch zu rennen. Ich sehe noch, wie ein Polizist schreiend auf mich zustürmt. Dann gehe ich zu Boden. Und…dunkel!

Irgendwann wache ich in einem engen Raum auf. Um mich herum mehrere Menschen. Mein Kopf dröhnt, meine Beine schmerzen und ich kann meinen Hals nicht bewegen. Der Notarzt spricht mich mit Vornamen an. Eine Frau sagt zu mir, ich sei im Krankenwagen und alles sei in Ordnung. Ich habe eine Sauerstoffmaske im Gesicht. Eine Krause um den Hals. Eine Infusion im rechten Handgelenk. Ich bin auf einer Rettungstrage festgeschnallt. Mir ist kalt und ich zittere. Der Notarzt fragt mich, ob ich Schmerzen habe. Es fällt mir schwer zu antworten. Mein Kopf dröhnt noch immer. Ich versuche so gut es geht zu antworten und erwähne die Kopfschmerzen. Ich bin benommen. Keine Ahnung, wo ich eigentlich bin. Dann höre ich eine Tür knallen. Der Motor startet und der Krankenwagen fährt los. Ein Sanitäter bleibt bei mir und fragt nach Vorerkrankungen, Allergien, ob mir Übel sei. Redet mir immer wieder gut zu. Ich versuche zu Fragen, was im Tropf ist. Nach dem dritten Versuch versteht er mich. Es ist Natrium-Chlorid. Kochsalzlösung. Er erklärt mir noch warum. Und hält mich wach. Immer wieder dröhnt die Sirene. Die Trage federt auf und ab, neigt sich zur Seite. Dann kommen wir im Krankenhaus an. Man bringt mich rein, schiebt mich in ein Zimmer. Ein Mann fragt schroff, bei welcher Krankenkasse ich versichert bin. Langsam wird es mit dem Sprechen besser. Auch die Kopfschmerzen werden besser. Ich werde gefragt, ob ich mich alleine von der Trage ins Krankenbett legen kann. Ich versuche es. Mit Mühe klettere ich schwerfällig ins Krankenbett. Dann kommen zwei Krankenpflegerinnen. Zuerst wird mir ein Armband mit meinem Namen und meinem Geburtsdatum verpasst, dann werde ich ausgezogen. Mir wird ein Krankenhemd verpasst. Über mir schwebt der Tropf. Im Zimmer liegt noch ein älterer Mann, der durch die Aktion geweckt wurde. Irgendwann kommt ein Arzt zu mir. Er spricht mit mir während eine Krankenpflegerin mir etwas Blut abnimmt. Sich bewegen fällt mir noch immer schwer. Der Arzt spricht von einer möglichen Gehirnverletzung. Das ich spuren von Gewalteinwirkung an meinem Kopf habe. Fragt mich, was passiert ist. Ich sage ihm, das ich mich kaum erinnern kann. Das ich nur noch weiß, das ich gerannt bin und dann im Krankenwagen wieder zu mir kam. Die Erinnerung kommt erst langsam wieder. Er sagt, er schickt einen Neurologen zu mir. Irgendwann kommt dieser auch. Er nimmt mir die Halskrause ab und testet meine Augenreflexe. Dann rät er mir zu einer CT-Untersuchung. Ich willige ein. Später werde ich von einer Krankenpflegerin zur CT-Untersuchung gebracht. Ich liege noch immer wenig bewegt im Bett. Meine Glieder fühlen sich schwer an. Die Untersuchung selbst geht schnell. Zumindest lässt das der Kommentar der Krankenpflegerin vermuten, die mich brachte und wieder abholte. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Im Zimmer warte ich dann wieder auf den Arzt. Eine andere Krankenpflegerin sagte mir auf dem Weg, zwei meiner Freunde würden schon auf mich warten. Mein Handy vibriert. Es ist in der Tasche, die am Fußende meines Bettes angebracht ist. Ich komme nicht ran. Es vibriert immer wieder. Der Arzt kommt und berichtet mir von der CT-Untersuchung. Er sagt, es sei nichts zu erkennen. Und fragt mich, wie es mir jetzt geht. Ich sage ihm, das es besser wird. Die Kopfschmerzen nicht mehr so stark sind und ich mich besser wieder bewegen kann als noch im Krankenwagen. Schließlich sagt er mir, ich könne gehen, wenn ich das wolle. Soll aber die nächsten 24 Stunden nicht alleine sein. Er erzählt mir, was momentan in meinem Gehirn passiert sein könnte. Das Gefäße geplatz sein könnten, die jetzt noch nicht auf dem CT zu erkennen sind. Und er sagt mir, wenn es mir wieder schlechter geht, ich Schwindel empfinde oder mir Übel wird, soll ich sofort wieder in diese Klinik zurück kommen. Er sagt, solche Blutungen können zum Tod führen. Ich entscheide mich dazu, zu gehen. Der Arzt bietet mir an, das ich über Nacht zur Beobachtung bleiben kann. Aber ich will gehen. Ich will zu meinen Leuten. Mir wird vom Arzt Verständnis dafür entgegen gebracht. Bevor er geht, sagt er mir noch, das er einen Bericht schreibt, den ich mir an der Rezeption abholen kann. Und das eine Krankenpflegerin kommen wird, um meine Infusionsnadel zu ziehen. Der Tropf ist schon seit dem Besuch des Neurologen leer. Als der Arzt gegangen ist, stemme ich mich hoch und fummele mein Handy aus der Tasche an meinem Bett. Und stoppe das zyklische Vibrieren. Schließlich kommt eine Krankenpflegerin. Sie zieht mir die Infusionsnadel und macht noch einen flapsigen Kommentar über die Demo. Sie beschreibt mir den Weg zum Ausgang. Sagt mir, das ich das Wattepad noch eine Weile auf die Einstichstelle drücken soll. Und geht. Ich sitze im Bett und drücke das Wattepad auf die Stelle. Dann stehe ich auf und ziehe mich langsam an. Jetzt ja nicht zu schnell sein, um den Kreislauf nicht zu überfordern. Auf meinem Körper kleben vier Elektroden. Zugänge für den Herz-Monitor. Ich habe keine Erinnerung daran, das sie mir angeklebt wurden. Oder das sie benutzt wurden. Erst am nächsten Morgen mache ich sie ab. Ich gucke auf meine Handy-Uhr. Es ist ca. 23:30 Uhr. Ich habe gut drei Stunden gelegen. Wie lange ich bewusstlos war, weiß ich nicht. Dann verlasse ich das Zimmer. Und entschuldige mich beim Bettnachbarn für die Störung. Am Ausgang warten wirklich schon zwei aus meiner Bezugsgruppe auf mich. Das erleichtert mich. Als die Krankenpflegerin mir sagte, meine Freunde würden auf mich warten, dachte ich zuerst an die Polizei. Dann an den EA. Die Frau an der Rezeption fragt, ob ich der xyz sei. Ich bestätige. Und bekomme von ihr einen Briefumschlag. Er enthält den Bericht des Arztes. Außerdem fragt sie mich, ob ich noch Kopfschmerzen habe. Auch das bestätige ich. Und bekomme von ihr vier Paracetamol zugeschoben. Ich bedanke mich und bitte sie, auch den beiden Krankenpflegerinnen auf der Station meinen Dank auszurichten. Und der Krankenwagenbesatzung. Dann gehe ich. Im Bericht steht als Diagnose „Gehirnerschütterung. Retro- und anterograde Amnesie“.

Auf dem Weg zurück zur Unterkunft erzählen mir meine Freunde, was passiert ist. Sie erzählen, das der vierte aus unserer Bezugsgruppe ebenfalls von der Polizei erwischt wurde. Und das er die ganze Zeit nur ein paar Meter neben mir stand, als ich bewusstlos am Boden lag. Mir wird erzählt, was um mich rum passierte. Das die Polizei die Umgebung massiv abgeschirmt hatte. Leute wegschickte. In der Unterkunft angekommen spreche ich mit dem Freund, der direkt dabei war. Wir fragen uns gegenseitig, wie es uns geht. Er hatte sich schon hingelegt. Und ist total fertig. Ich bin noch etwas aufgekratzt. Und habe Hunger. Ich esse die Pommes, die ich mir auf dem Weg geholt habe. Dann gehen auch wir drei schlafen. Es war ein langer Tag, an dessen Ende ein Krankenhausbesuch und zerschnittene Klamotten standen. Irgendwann wurden mir wohl meine Jackenärmel der Länge nach aufgeschnitten. Mein Halstuch ist geteilt. Aber ich habe alles wieder. Nur ein Handschuh fehlt. Ich lege mich in kompletten Klamotten ins Bett.

Erst am Montag, 23. Dezember 2013, ruft mich ein Genosse an. Ich werde gefragt, ob ich gerade Zugang zu YouTube habe und ich solle mal nach einem bestimmten Video suchen. Es ist das oben eingebundene Video mit dem Augenzeugenbericht einer Anwohnerin. Ich habe mir seitdem diese Aufnahme immer und immer wieder angehört. Ich habe noch immer große blaue Flecken am rechten Oberschenkel und in der rechten Magengegend. Mein Brustbein tut bei Druck weh. An der linken Hüfte habe ich eine leichte Prellung. An der Stirn zwei deutlich sichtbare Prellmarken, von denen mindestens eine wohl auch geblutet hat. An der rechten Kopfseite habe ich eine Beule. Mein Nasenbein ist druckempfindlich. Wenn ich allerdings lese, was andere erlitten haben, fühle ich mich sehr unverletzt.

Ich hoffe, allen Verletzten geht es besser.
Ich hoffe, alle Betroffenen kommen mit dem Erlebten klar.
Ich hoffe, die Polizist_innen, die mich umgenietet haben, haben sich danach richtig scheiße gefühlt.
Danke an die Anwohner_innen der Juliusstraße! =)

Polizeigewalt und Gegengewalt

Da lese ich mal wieder ein bischen in diesem Internet. Öfter kommen mir dabei Artikel, Tweets, Nachrichten oder sonstige Texte unter, in denen es um Polizeigewalt geht. Wo geklagt wird, wie unverhältnismäßig hart Polizist_innen gegen Menschen vorgehen und diese dabei verletzen. Nicht nur in Deutschland. Auch in anderen Teilen der Welt. Zum Teil am anderen Ende der Welt.
Auf der anderen Seite gibt es auch Texte über Gewalt gegen die Polizei. An dieser Stelle äußern sich besondern gerne Lobby-Verbände wie die „Gewerkschaft der Polizei“ und fordern eine bessere Ausrüstung für die Polizei. Meines Wissens wird nie eine bessere Ausbildung gefordert. Aber egal. Bei Gewalt gegen die Polizei wird als Grund fast immer die schlechte Ausrüstung gesehen. Das die Polizist_innen deswegen bestimmte notwendige Handlungen nicht hätten durchführen können, ohne sich dabei einem erheblichen Gesundheitsrisiko auszusetzen.

Jetzt kommt das, für mich, interessante: Die Schuld für das Geschehene wird immer der Gegenseite gegeben. Die Polizei rechtfertigt sich für ihr hartes durchgreifen, indem gesagt wird, die Betroffenen seien halt nicht kooperativ gewesen. Menschen, die Gewalt gegen die Polizei ausgeübt haben, rechtfertigen sich damit, das die Polizist_innen überreagiert haben (oder sagen gar nichts, was besser ist).

Dazu nun meine Frage:
Kam eigentlich schon einmal jemand auf die Idee, einen Zusammenhang zwischen Polizeigewalt und Gewalt gegen die Polizei zu untersuchen?

Mir persönlich stellt sich eine Verbindung als durchaus wahrscheinlich dar. Denn je besser ein_e Polizist_in ausgerüstet ist, desto gewalttätiger würde si:er wahrscheinlich gegen mutmaßliche Störende vorgehen. Die Hemmschwelle sinkt, weil eins bewusst ist, das nicht viel passieren kann. Auf der anderen Seite dürfte eine Person, die sich (aus welchen Gründen auch immer) von der Polizei angegriffen fühlt bzw. angegriffen wird, zu härteren Mitteln greifen um sich selbst zu verteidigen. Denn wenn ein_e Polizist_in mit einer mehrere kg schweren Schutzausrüstung bedrohlich und schreiend auf eins zugerannt kommt, bringt ein dicker Pflasterstein mehr als ein Kieselstein.

Die Sichtweise
Aufgrund meiner Lebensrealität kann ich das nur aus der Sichtweise des links-politischen Demonstranten* begutachten. Ich habe schon Dinge wie Flaschen, Steine, dicke Stöcke und anderes hartes Material auf Polizist_innen geworfen. Aber eben nur auf jene, die ihre volle Panzerung trugen. Das hat damit zu tun, das ich in der Regel das tue, was nötig ist, um einen Angriff der Polizei zu entgegnen. Wenn ich es mit Polizist_innen zu tun habe, die keinen Helm tragen bzw. eher die typischen Streifenpolizist_innen sind, dann greife ich auch eher auf so Sachen wie Schubsen oder Bein-stellen zurück. Vielleicht auch mal ein Tritt in die Bauchgegend.

Der Punkt ist, das ich dieses Verhalten auch bei anderen Personen beobachte. Je unverwundbarer di:er Polizist_in wirkt (nicht ist, sondern wirkt), desto härtere Mittel werden gewählt. Deswegen vermute ich, das Polizist_innen ähnlich denken. Je unverletzlicher sie sich fühlen, desto härter gehen sie gegen andere vor. Dabei muss es dann nicht einmal nur um die Panzerung gehen. Hilfsmittel wie Pfefferspray, der Schlagstock, die griffbereite Waffe oder einfach das mackerhafte und prollige auftreten spielen da mit rein.

Also…
…kennt jemand zufällig Studien oder sonstige Arbeiten, die sich mit diesem Thema auseinander setzen? Wenn ja, gerne als Comment. Würde mich sehr interessieren, ob es zwischen Hochrüstung und Anforderung an die Ausrüstung zusammenhänge gibt.