Polizeigewalt und Gegengewalt

Da lese ich mal wieder ein bischen in diesem Internet. Öfter kommen mir dabei Artikel, Tweets, Nachrichten oder sonstige Texte unter, in denen es um Polizeigewalt geht. Wo geklagt wird, wie unverhältnismäßig hart Polizist_innen gegen Menschen vorgehen und diese dabei verletzen. Nicht nur in Deutschland. Auch in anderen Teilen der Welt. Zum Teil am anderen Ende der Welt.
Auf der anderen Seite gibt es auch Texte über Gewalt gegen die Polizei. An dieser Stelle äußern sich besondern gerne Lobby-Verbände wie die „Gewerkschaft der Polizei“ und fordern eine bessere Ausrüstung für die Polizei. Meines Wissens wird nie eine bessere Ausbildung gefordert. Aber egal. Bei Gewalt gegen die Polizei wird als Grund fast immer die schlechte Ausrüstung gesehen. Das die Polizist_innen deswegen bestimmte notwendige Handlungen nicht hätten durchführen können, ohne sich dabei einem erheblichen Gesundheitsrisiko auszusetzen.

Jetzt kommt das, für mich, interessante: Die Schuld für das Geschehene wird immer der Gegenseite gegeben. Die Polizei rechtfertigt sich für ihr hartes durchgreifen, indem gesagt wird, die Betroffenen seien halt nicht kooperativ gewesen. Menschen, die Gewalt gegen die Polizei ausgeübt haben, rechtfertigen sich damit, das die Polizist_innen überreagiert haben (oder sagen gar nichts, was besser ist).

Dazu nun meine Frage:
Kam eigentlich schon einmal jemand auf die Idee, einen Zusammenhang zwischen Polizeigewalt und Gewalt gegen die Polizei zu untersuchen?

Mir persönlich stellt sich eine Verbindung als durchaus wahrscheinlich dar. Denn je besser ein_e Polizist_in ausgerüstet ist, desto gewalttätiger würde si:er wahrscheinlich gegen mutmaßliche Störende vorgehen. Die Hemmschwelle sinkt, weil eins bewusst ist, das nicht viel passieren kann. Auf der anderen Seite dürfte eine Person, die sich (aus welchen Gründen auch immer) von der Polizei angegriffen fühlt bzw. angegriffen wird, zu härteren Mitteln greifen um sich selbst zu verteidigen. Denn wenn ein_e Polizist_in mit einer mehrere kg schweren Schutzausrüstung bedrohlich und schreiend auf eins zugerannt kommt, bringt ein dicker Pflasterstein mehr als ein Kieselstein.

Die Sichtweise
Aufgrund meiner Lebensrealität kann ich das nur aus der Sichtweise des links-politischen Demonstranten* begutachten. Ich habe schon Dinge wie Flaschen, Steine, dicke Stöcke und anderes hartes Material auf Polizist_innen geworfen. Aber eben nur auf jene, die ihre volle Panzerung trugen. Das hat damit zu tun, das ich in der Regel das tue, was nötig ist, um einen Angriff der Polizei zu entgegnen. Wenn ich es mit Polizist_innen zu tun habe, die keinen Helm tragen bzw. eher die typischen Streifenpolizist_innen sind, dann greife ich auch eher auf so Sachen wie Schubsen oder Bein-stellen zurück. Vielleicht auch mal ein Tritt in die Bauchgegend.

Der Punkt ist, das ich dieses Verhalten auch bei anderen Personen beobachte. Je unverwundbarer di:er Polizist_in wirkt (nicht ist, sondern wirkt), desto härtere Mittel werden gewählt. Deswegen vermute ich, das Polizist_innen ähnlich denken. Je unverletzlicher sie sich fühlen, desto härter gehen sie gegen andere vor. Dabei muss es dann nicht einmal nur um die Panzerung gehen. Hilfsmittel wie Pfefferspray, der Schlagstock, die griffbereite Waffe oder einfach das mackerhafte und prollige auftreten spielen da mit rein.

Also…
…kennt jemand zufällig Studien oder sonstige Arbeiten, die sich mit diesem Thema auseinander setzen? Wenn ja, gerne als Comment. Würde mich sehr interessieren, ob es zwischen Hochrüstung und Anforderung an die Ausrüstung zusammenhänge gibt.

G8: Police Cordon

Da bald wieder ein G8-Gipfel stattfindet, möchte ich in diesem Blogpost ein wenig auf Absperrmöglichkeiten der britischen Polizei eingehen. Besonderes Augenmerk werde ich dabei vor allem auf das „portable berlin wall“ getaufte, recht neue, Einsatzmittel legen.

Zunächst aber zu den anderen Möglichkeiten:
Bei Gittern hat die britische Polizei eine kleine Auswahl. Eine recht einfache Variante ist dieses hier, welches auch von Absperrungen vor Clubs o.ä. bekannt ist. Es kann in andere Gitter eingehakt werden, bildet aber alles in allem eher eine visualle als tatsächliche Absperrung. Diese Gitter können einfach übersprungen oder auseinander gezogen werden. Als nächsten wären da übliche Bauzäune, die mit Schellen zusammengeschraubt wurden. Damit kann unter anderem eine Art Korridor gebildet werden, in dem die Bauzäune nicht nur nebeneinander als Linie angeordnet werden, sondern zwei Linien auch durch quergestellte Zäune miteinander verbunden werden. Dadurch entsteht zum einen Raum und zum anderen erhalten die Bauzäune dadurch eine bessere Stabilität als in einer simplen Linie. Durch die Schellen sind die Zäune schwer auseinander zu bekommen und durch die Verbindung zu einer zweiten Linie auch schwerlich umzuwerfen. Hierbei kann allerdings versucht werden, die Zäune aus ihren Steinen zu heben, gemeinsam (sowohl als Gruppe als auch möglichst viel Zaun) hochzuheben und nach vorn zu kippen. Nicht ganz ungefährlich, vor allem da die Konstruktion in diesem Fall zusammenklappen und Menschen verletzten kann. Wenn man genug kooperation hinbekommt, können auch Menschen die Zäune hochhalten während andere Menschen unten durch kriechen. Auf der anderen Seite ebenso. Ansonsten bliebe noch die Möglichkeit von Werkzeug. Mit einem Bolzenschneider (muss kein großer sein) ist so ein Bauzaun schnell geöffnet. In der selben Zeit könnte man auch mit einem passenden Schraubenschlüssen (ich glaube, Größe 8) die Schellen lösen. Hierbei ist nur das Problem, das Werkzeug durch evtuelle Polizeikontrollen zu bekommen (die während dem Gipfel sicherlich sehr häufig sein werden). Kommen wir zum nächsten Absperrgitter. Es ist ein eher kleines mit Wiederhacken. Dieses Gitter ist nicht sehr hoch und kann leicht übersprungen werden. Es kann in andere Gitter eingehakt werden und verfügt dabei über eine Wiederhaken. Wenn eine Gitterlinie auf Zug gebracht ist, lassen sich diese Gitter nur aufwändig von einander lösen. Um sie umzukippen, muss man sie zu sich ranziehen (je nachdem, wie rum es steht). Das nächste Gitter dürfte sehr an die in Deutschland üblichen hamburger Gitter erinnern. Diese hier haben ebenso eine Trittfläche auf der einen und eine Stütze auf der anderen Seite. Ich bin mir nicht sicher, glaube aber diese Gitter auf Konzerten und Festivals schonmal gesehen zu haben. Jedenfalls sind die Segmente fest verbunden und bilden so eine starre Linie. Umkippen oder auseinander ziehen fast unmöglich. Hier hilft eigentlich nur drüber springen.

Kommen wir nun zur „berlin wall“. Hierbei handelt es sich im Grunde um einen Anhänger. Dieser hat eine Struktur aus Metallstreben und Platten aufgebaut. Ausgeklappt können damit Häuserschluchten komplett gesperrt werden oder, in kombination mit anderen Anhängern, ganze Stadtteile abgeriegelt werden.

Für ein aufgebautes Segment sind die Grundmaße folgende: ca. 2,5m hoch, ca. 2m breite in der Mitte, min. 4m bis max. 6m breite pro Flügel. Alles in alle also eine max Breite von ca. 14m. Dabei sind oben ander Absperrung Gitter angebracht die ein darüber Klettern unangenehm machen. Unten gibt es eine Gummiflosse, die ca. 30cm lang und ca. 2-3cm dick ist. Ein unter der Absperrung hindurch robben ist damit auch nicht einfach.
Ein Blick hinter die Absperrung zeigt, wie sie sich stützt. Die Hauptstütze ist dabei der Anhänger selbst. Dieser verfügt über insg. 4 Räder, 1 kleines Rad mit Bremse an der Kupplung und 4 Stützen (je 2 vorn und 2 hinten). Er ist damit, abhängig vom Untergrund, kaum bewegbar. Als ich ca. 50 zornige, britische Nazis gegen eine solche Absperrung hämmern und drücken sah, hat sich der Anhängen recht unbeeindruckt davon gezeigt. Dabei zeigte sich aus, das wenn die Segmente miteinander verbunden sind, sie auch äußerst stabil und regungslos sind. Es zeigte sich allerdings: Je weiter man an die Peripherie des Segmentes kommt, desto mehr kann es bewegt werden. Wenn also eine solche Absperrung alleinstehend eine Straße sperren soll, macht es am ehesten Sinn, nah an den Häuserwänden anzugreifen. Allerdings sollte man sich nicht einbilden, die Absperrung etwa verbiegen oder zusammenschieben zu können. Durch die Konstruktion (siehe die Fotos) ist das nicht Möglich. Dafür existieren zuviele Fixierungen an den richtigen Stellen. Bei einem alleinstehenden Segment ist es viel Wahrscheinlicher das ganze zu verschieben. Dafür gilt es die Hebelkraft anzuwenden. Auf der einen Seite drücken Leute gegen das äußerste Stück der Absperrung. Auf der anderen Seite wird gezogen. Sobald sich jemand durchquetschen kann, kann diese Person die Fixierungen lösen. Das klingt natürlich einfach. Technisch betrachtet ist es das auch. Praktisch gesehen wird die Polizei das zu verhindern wissen.

Fazit
Nach dieser, doch eher kurzen, Vorstellung von Absperrmöglichkeiten der britischen Polizei, kann ich eigentlich nur sagen: Zieht euch warm an! Anlässlich des G8-Gipfel sind Proteste in London und vor Ort in Enniskillen geplant. Es sollte klar sein, das die Polizei ihre „berlin wall“ einsetzen wird um die Protestierenden von den Orten fern zu halten, wo diese stören könnten. Allerdings gehe ich davon aus, das es nicht genug dieser Anhänger gibt um den kompletten Treffpunkt abzuriegeln und hoffe darauf, das die Polizei vor allem im Feld gezwungen ist auf simple Gitter oder gar keine Absperrungen zurückzugreifen.