Things that never ends: Selbstreflektion

Triggerwarnung
Dieser Text behandelt den Umgang mit und die Reflektion von sexualisierter Gewalt!

Vor ein paar Monaten, als #aufschrei auf Twitter aufkam, schrieb ich einen Blogpost zu meiner Rolle als Täter[1]. Damals hatte ich den Vorteil, mich in einer komplett neuen Umgebung zu befinden. Ich befand mich also nicht in meinem gewohnten Umfeld von Stadt oder Personen. Somit fiel es mir vergleichsweise einfacher über mich und meine Handlungen sowie deren Auswirkungen nachzudenken.

Zu dieser Zeit war mir das allerdings noch nicht klar. Erst als ich wieder in mein gewohntes Umfeld zurückkam und auch wieder auf Menschen traf mit denen ich zuvor (persönlich/politisch) zu tun hatte. Das ist mir aber nicht sofort aufgefallen, sondern erst später. Zunächst fiel mir nur auf, das ich mich teilweise mackrig Verhalte (raumeinnehmendes Sitzen z.B.) oder meinem Anspruch einer gendergerechten Sprache nicht gerecht werde (ursprünglich englische Worte als englische behandelt und diese nicht gegendert obwohl sie mittlweile eingedeutscht sind z.B.). Als ich ’neue‘ Menschen kennenlernte, passierte folgendes: Menschen, die ich im bekannten sozialen Umfeld neu kennenlernte, verhielt ich mich gegenüber eher so wie ich es schon 1-2 Jahre zuvor tat. Menschen, die ich allerdings außerhalb meines bekannten sozialen Umfeldes neu kennenlernte, verhielt ich mich gegenüber nun verändert. Das fiel mir aber auch erst etwas später auf.

Triggerwarnung
Dieser Text behandelt den Umgang mit und die Reflektion von sexualisierter Gewalt!

Vor ein paar Monaten, als #aufschrei auf Twitter aufkam, schrieb ich einen Blogpost zu meiner Rolle als Täter[1]. Damals hatte ich den Vorteil, mich in einer komplett neuen Umgebung zu befinden. Ich befand mich also nicht in meinem gewohnten Umfeld von Stadt oder Personen. Somit fiel es mir vergleichsweise einfacher über mich und meine Handlungen sowie deren Auswirkungen nachzudenken.

Zu dieser Zeit war mir das allerdings noch nicht klar. Erst als ich wieder in mein gewohntes Umfeld zurückkam und auch wieder auf Menschen traf mit denen ich zuvor (persönlich/politisch) zu tun hatte. Das ist mir aber nicht sofort aufgefallen, sondern erst später. Zunächst fiel mir nur auf, das ich mich teilweise mackrig Verhalte (raumeinnehmendes Sitzen z.B.) oder meinem Anspruch einer gendergerechten Sprache nicht gerecht werde (ursprünglich englische Worte als englische behandelt und diese nicht gegendert obwohl sie mittlweile eingedeutscht sind z.B.). Als ich ’neue‘ Menschen kennenlernte, passierte folgendes: Menschen, die ich im bekannten sozialen Umfeld neu kennenlernte, verhielt ich mich gegenüber eher so wie ich es schon 1-2 Jahre zuvor tat. Menschen, die ich allerdings außerhalb meines bekannten sozialen Umfeldes neu kennenlernte, verhielt ich mich gegenüber nun verändert. Das fiel mir aber auch erst etwas später auf.

Auf einer politischen Veranstaltung zu den Themen „Awareness und Privilegien“ hatte ich die Möglichkeit, einen Workshop zum Thema „Awareness und Empowerement“ zu besuchen. Diese Möglichkeit habe ich genutzt und dabei vieles über die persönliche Wahrnehmung von (sexualisierter) Gewalt gelernt. Während dieser Veranstaltung sind mir auch die Reader des AStA der Uni Hamburg[2] in die Hände gefallen. Bisher habe ich ’nur‘ den Kompass[3] gelesen. Dieser hat mir allerdings sehr gut geholfen, einiges besser zu verstehen. Vorallem die Erläuterung zum Thema ‚Definitionsmacht'(Kompass, S. 15 ff) fand ich sehr viel besser, da grundlegender und eben an Menschen in meiner Situtation gerichtet, als so vieles anderes was ich im Internet fand. Ein weiterer Text hat mich ebenfalls sehr interessiert bzw. stark angesprochen. Er wurde im Begleitreader zur Veranstaltung abgedruckt und ist ursprünglich ein englischer Text auf countercurrents.org mit dem Titel „How Can I Be sexist? I’m An anarchist!“[4]. Eine deutsche Übersetzung findet sich auf Indymedia Österreich „Wieso soll ich sexistisch sein? Ich bin Anarchist!“[5]. In vielen Punkten erinnerte mich der Text an Verhaltensmechanismen und Gedankenmuster von mir selbst. Obwohl (oder vielleicht gerade weil) der Text schon 10 Jahre alt ist.

Während dem Workshop, an dem ich teilnahm, gab es auch eine Fragerunde, in welcher man sich räumlich aufstellen sollte um die Antwort zu geben. Es gab eine imaginäre Linie. Am einen Ende war das ‚Ja‘, am anderen das ‚Nein‘. Bei der Frage nach der persönlichen Erfahrung zu sexualisierter Gewalt stellte ich mich in die Mitte. Nicht, weil ich es nicht wusste. Sondern, weil ‚Ja‘ und ‚Nein‘ zutraf. Die Teamerin* fragte mich dann, ob ich etwas dazu sagen möchte. Ich erklärte, warum ich hier stand. Auf der ‚Nein‘-Seite, weil ich selbst sexualisierte Gewalt als Betroffener nicht erlebt habe bzw. es nicht so empfinde. Und auf der ‚Ja‘-Seite, weil ich als Täter aktiv war und sexualisierte Gewalt ausgeübt habe. Meine Entscheidung, warum ich das so offen gesagt habe, ist einfach: Ich möchte, das sich Nachahmende finden. Ich möchte, das meine Aktion Vorbildcharakter hat. Die Teamerin* war sichtlich überrascht von meiner Äußerung. Während der Pausen, es war ein ganztägiger Workshop, haben wir, die Teamerin* und ich, uns darüber unterhalten. Wie es dazu kam, das ich das so offen sage und das ich überhaupt dazu gekommen bin. Dabei nannte sie* mich ‚mutig‘. Meiner Ansicht nach war, bzw. bin, ich nicht mutig. Mir stellt sich das eher so dar, das ich meine politischen Ansprüche konsequent umsetze(n will). Wenn ich nicht will, das sexualisierte Gewalt passiert, dann, meine ich, muss ich auch bereit sein, meine eigenen Fehler zu erkennen und auszusprechen. Das ich auf dieser Veranstaltung und auch später keinen negativen Umgang von anderen diesbezüglich erfahren habe, zählt sicherlich mit dazu, das ich so darüber denke.

Auf der Rückfahrt von dieser Veranstaltung ist mir aber schon aufgefallen, wie mackrig ich mich in einigen Situationen doch verhalten habe. Wenn ich im Zug oder an anderen öffentlichen Orten sitze, habe ich meistens die Beine eng gekreuzt, die Arme vor der Brust verschränkt oder die Hände auf den Beinen und sitze möglichst aufrecht. Falls ich einen Rucksack dabei habe, ist dieser nach Möglichkeit unter dem Sitz oder hinter meinen Beinen. Damit versuche ich nur einen einzigen Sitz in Anspruch zu nehmen. Während dieser Veranstaltung saß ich allerdings vollkommen anders da. Nämlich so, wie ich es schon 1 Jahr zuvor getan hatte. Viele Menschen dort kannte ich und die Location kannte ich auch schon. Das führte dazu, das ich mit weit ausgebreiteten Armen, gespreizten Beinen und fläzend auf diesem Stuhl saß. Glücklicherweise nicht durchgehend, aber trotzdem oft genug. Das aber zeigt mir, im Nachhinein, das ich noch lange nicht soweit bin, meine schlechten Gewohnheiten abgelegt zu haben. Da ich jetzt in meinem bekannten Umfeld auch wieder politisch aktiv bin, muss ich jetzt auch mehr darauf achten, nicht wieder in die alten Verhaltensmuster zurückzufallen.

Als weißer, physiotypischer[6], hetero cis-Mann[7] bin ich privilegiert. Und das muss mir bewusst sein. Ob es nun um sexistische Diskriminierung oder um eine andere Form von Diskriminierung geht.


[1] „Ich bin Täter.“ http://freikaempfer.net/blog/?q=node/37
[2] http://unterstuetzerinneninfo.blogsport.de/
[3] http://unterstuetzerinneninfo.blogsport.de/kompass/
[4] http://www.countercurrents.org/gender-crass250803.htm
[5] http://at.indymedia.org/node/16476
[6] http://highoncliches.wordpress.com/2012/01/11/privilegien-physiotypischer/
[7] http://gender.wikia.com/wiki/Cisgender(englisch)